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Plätzen concentrirt. Die menschlichen Etablissements, welche sich
mit ihrer Gewinnung beschäftigen, sind daher auf sehr verschiedene
Art durch diese Verbreitungsweise der Stoffe bedingt.
Man kann in dieser Hinsicht die Producte der drei Haupt-
5. reiche der Natur sondern, die des Mineral-, Pflanzen- und
Thierreichs. Wir wollen ihre Einflüsse auf Colonisirung der
Reihe nach mit einigen Andeutungen skizziren.
I. Das Mineralreich.
Die unorganischen Bestandtheile der Erdoberfläche sind dem
10. Menschen von sehr verschiedenem Werthe imb dabei von der Natur
in mehr oder minder großen Quantitäten und in verschiedenen
Gruppen überall vertheilt. Die Gewinnung dieser Producte und
die Herausschaffung derselben aus den Eingeweiden der Erde ist mehr
oder minder umständlich und kostspielig und erfordert daher mehr oder
15. weniger bedeutende Anstalten, Etablissements und Ansiedelungen.
Nicht alle Stoffe, aus denen unsere Erdrinde besteht, fiub
demnach städtezeugend, und einige sind es in einem höhern Grade
als andere.
Man kann darüber die allgemeine Regel aufstellen, daß je
20. kostbarer der zu gewinnende Stoff ist, je umständlicher
die Art seiner Gewinnung sich darstellt und je häufiger
er an bestimmten Erdflecken concentrirt und gehäuft
vorkommt, er desto bedeutendere Ansiedlungen veran¬
lassen wird.
25. Es gibt demnach viele Producte des Mineralreichs, die, wenn
gleich dem Menschen sehr nützlich und unentbehrlich, doch so weit
auf dem Erdenrund verbreitet und so überall zu finden sind, daß
sie, wenn auch einen großen Werth, doch, wie alles weitverbreitete,
einen geringen Preis haben, und daß ihre Gewinnung deßhalb auch
30. weder viele Arbeiter lockt, noch nöthig hat. Solche Producte sind
z. B. Lehm, Thon, Mergel, Sand, Kalk, Fruchterde, Grand u. s. w.
Die Brüche mancher Steinarten, die in einer und derselben Gegend
vorkommen, sammeln allerdings hie und da die Bevölkerung und
veranlassen in ihrer Nähe Colonien, die vorübergehend sogar recht
35. bedeutend werden können, wie z. B. die Arbeitercolonien bei solchen
großen Steinbrüchen, wie sie in Aegypten statt hatten.
Manche Mineralien wiederum sind wohl kostbar, nützlich und
gesucht, aber doch so selten, so hin und her zerstreut, daß sie eben¬
falls nicht orterzeugend sind. Ein Beispiel dafür ist der preis-
40. würdige Bernstein, der nur spärlich an viele Meilen langen Küsten¬
strecken ausgeworfen oder hier und da im Lande gegraben wird.
Auch die Gewinnung des Krystalls und hundert anderer Mineralien
gehört hierher.
Wiederum andere Fossilien sind wohl auf einem Punkte con-
45. centrirt und auch sehr werthvoll, werden aber auf der andern Seite
so leicht gewonnen, daß sie keine großen Anstalten und nur wenige
Hände erfordern. Die Edelsteine in den Granathöhlen Böhmens
und in den Diamantgruben Brasiliens liefern hiezu Beispiele.