Full text: [Theil 5 = Obertertia, [Schülerband]] (Theil 5 = Obertertia, [Schülerband])

317 
Den Becher in der Charybde Geheul. 
„Wer ist der Beherzte, ich frage wieder, 
Zu tauchen in diese Tiefe nieder?" 
3. Und die Ritter, die Knappen um ihn her 
Vernehmen's und schweigen still, 
Sehen hinab in das wilde Meer, 
Und keiner den Becher gewinnen will. 
Und der König zum drittenmal wieder fraget: 
„Ist keiner, der sich hinunter waget?" 
4. Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor, 
Und ein Edelknecht, sanft und keck, 
Tritt aus der Knappen zagendem Chor, 
Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg, 
Und alle die Männer umher und Frauen 
Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen. 
5. Und wie er tritt an des Felsen Hang 
Und blickt in den Schlund hinab, 
Die Wasser, die sie hinunterschlang, 
Die Charybde jetzt brüllend wiedergab, 
Und wie mit des fernen Donners Getose 
Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoße. 
6. Und es wallet und siedet und brauset und zischt, 
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt; 
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt, 
Und Flut auf Flut sich ohn' Ende drängt 
Und will sich nimmer erschöpfen und leeren, 
Als wollte das Meer noch ein Meer gebären. 
7. Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt, 
Und schwarz aus dem weißen Schaum 
Klafft hinunter ein gähnender Spalt, 
Grundlos, als ging's in den Höllenraum, 
Und reißend sieht man die brandenden Wogen 
Hinab in den strudelnden Trichter gezogen. 
8. Jetzt schnell, eh' die Brandung wiederkehrt, 
Der Jüngling sich Gott befiehlt,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.