354
3. „Mein Bier und Wein ist frisch und klar,
Mein Töchterlein liegt auf der Totenbahr'."
4. Und als sie traten zur Kammer hinein,
Da lag sie in einem schwarzen Schrein.
5. Der erste, der schlug den Schleier zurück
Und schaute sie an mit traurigem Blick:
6. „Ach, lebtest du noch, du schöne Maid!
Ich würde dich lieben von dieser Zeit."
7. Der zweite deckte den Schleier zu
Und kehrte sich ab und weinte dazu:
8. „Ach, daß du liegst auf der Totenbahr'!
Ich hab' dich geliebet so manches Jahr."
9. Der dritte hub ihn wieder sogleich
Und küßte sie an den Mund so bleich:
10. „Dich liebt' ich immer, dich lieb' ich noch heut'
Und werde dich lieben in Ewigkeit."
L. Uhland.
59. De Heiloh.
1. Bi't Hünengraff dar is dat schön!
Dar wokert de Kratt so düstergrön,
Dar schient de Bram so gel as Gold,
Dar lacht die Königsblom so stolt
In Moß un Heid',
Wenn de Sommerdag öwer de Heiloh geit.
2. Denn brüst de Bek und ruscht dat Reet,
Gelgöschen singt dat ole Leed,
De Heidlerch trällert, de Kuckuck röppt,
Eerdlöper liegt an de Sunn un slöppt
In Moß un Heid',
Wenn de Sommertag öwer de Heiloh geit.
3. Und blömt sick de Heben mit Maan un Steern,
Dann schriggt de Uhl ut wide Feern,