Episch-lyrische Gedichte.
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Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark
Die noch am Leben blieben, sind müde bis in's Mark
Da haschen sie nach Rossen und schwingen sich darauf
Sie hauen durch, sie kommen zur festen Burg hinauf.
„Ach Allm —“, stöhnt' einst ein Ritter, ihn traf des Mörders Stoß —
Allmächt'ger! wollt' er rufen — man hieß davon das Schloß.
Herr Ulrich sinkt vom Sattel, halbtodt, voll Blut und Qualm,
Hätt' nicht das Schloß den Namen, man hieß' es jetzt: Achalm.
Wohl kommt am andern Morgen zu Reutlingen an's Thor
Manch trauervoller Knappe, der seinen Herrn verlor.
Dort auf dem Rathhaus liegen die Todten all gereiht,
Man führt dahin die Knechte mit sicherem Geleit.
Dort liegen mehr denn sechzig, so blutig und so bleich,
Nicht jeder Knapp' erkennet den todten Herrn sogleich.
Dann wird ein jeder Leichnam von treuen Dieners Hand
Gewaschen und gekleidet in weißes Grabgewand.
Auf Bahren und auf Wagen getragen und geführt,
Mit Eichenlaub bekränzet, wie's Helden wohl gebührt,
So geht es nach dem Thore, die alte Stadt entlang,
Dumpf tönet von den Thürmen der Todtenglocken Klang.
Götz Weißenheim eröffnet den langen Leichenzug,
Er war es, der im Streite des Grafen Banner trug;
Er hatt' es nicht gelassen, bis er erschlagen war,
Drum mag er würdig führen auch noch die todte Schaar.
Drei edle Grafen folgen, bewährt im Schildesamt, —
Von Tübingen, von Zollern, von Schwarzenberg entstammt.
O Zollern! deine Leiche umschwebt ein lichter Kranz:
Sahst du vielleicht nach sterbend dein Haus im künft'gen Glanz?
Von Sachsenheim zween Ritter, der Vater und der Sohn,
Die liegen still beisammen in Lilien und in Mohn,
Auf ihrer Stammburg wandelt von Alters her ein Geist,
Der ngst mit Klaggebärden auf schweres Unheil weist.
Einst war ein Herr von Lustnau vom Scheintod auferwacht,
Er kehrt' im Leichentuche zu seiner Fraäu bei Nacht,
Davon man sein Geschlechte die Todten hieß zum Scherz,
Hier bringt man ihrer Einen, da traf der Tod in's Herz.
Das Lied, es folgt nicht weiter, des Jammers ist genug,
Will Jemand Alle wissen, die man von dannen trug:
Dort auf den Rathhausfenstern, in Farben bunt und klar,
Stellt jeden Ritters Name und Wappenschild sich dar.
Als nun von seinen Wunden Graf Ulrich ausgeheilt,
Da reitet er nach Stuttgart, er hat nicht sehr geeilt;
Er trifft den alten Vater allein am Mittagsmahl;
Ein frostiger Willkommen! kein Wort ertönt im Saal.