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brachte der Stoffel dem Amtsschreiber das Pasquill selber auf dem
Rücken in die Stube, und der Herr Amtsschreiber prügelte zwar
den Stoffel im Zimmer herum und schlug bei dem Ausholen ein
paar Spiegel entzwei, aber den Schimpf und Schaden und Zorn
mußte er an sich selber haben und brachte nichts heraus. Denn die
zwei Spaßvögel sagten: „Der Klügste gibt nach; jetzt wollen wir's
aufgeben, ehe es zu bösen Häusern geht," und jedermann, der davon
erfuhr, lachte den Amtsschreiber aus.
Merke: Der König von Preußen hat sich in diesem Stücke
klüger betragen als der Herr Amtsschreiber von Braßenheim.
H c b e l.
141. Die Schlacht bei Roßbach (5. Nov. 1757).
Von Dresden aus ging Friedrich nach Erfurt, die vereinigten
Franzosen und Reichsvölker zu einer Schlacht zu bringen. Seine
Lage war schrecklich; in der Nähe und in der Ferne Feinde, die sich
beständig mehrten; hatte er eine Armee geschlagen, so rückten ihm
wieder zwei andere entgegen. Ein Reichsbeschluß hatte ihn aller
seiner Länder, ja selbst der Kurwürde verlustig erklärt; der Vorsatz
und die Macht, ihn ganz zu Boden zu drücken, waren bei den
Feinden stärker als jemals. Nie war daher seine Hoffnung schwächer,
dennoch aber die Heiterkeit seines Geistes in eben diesem Zeitpunkt
groß. So gerecht aber auch seine Besorgnis war, der Menge zu
unterliegen, so nahm er doch alle Maßregeln, um zu überwinden.
Seine durch so viele Treffen geschwächte Armee war nur 22.000,
die der Feinde aber 60,000 Mann stark. Sie hatten schon am
19. September eine Probe der preußischen Thätigkeit erfahren.
Der Generalstab der Franzosen mit ihrem Heerführer Soubise
an der Spitze hatte mit 8000 Mann Gotha zu seinem Erholungsort
ausersehen. Es war am herzoglichen Hofe große Tafel, und auf
dem Schlosse hatte man gewaltige Zurüstungen gemacht, die bewaff¬
neten hohen Gäste wohl zu bewirten; die Tische waren gedeckt, und
die Franzosen zeigten den besten Appetit, als der preußische General
Seydlitz mit 1500 Reitern vor den Thoren erschien. Die 8000
Franzosen dachten an keinen Widerstand; sie verließen die rauchenden
Schüsseln und eilten aus der Stadt. Nur wenige ihrer Soldaten
wurden zu Gefangenen gemacht, aber desto mehr Kammerdiener,
Lakaien, Köche, Haarkünstler und Schauspieler, die damals von einer
französischen Armee unzertrennlich waren. Das Gepäck vieler Ge¬
nerale fiel den Preußen in die Hände; darunter ganze Kisten voll
wohlriechender Wasser und Salben, desgleichen eine Menge Puder¬
mäntel, Haarbeutel, Sonnenschirme, Schlafröcke und Papageien.