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Mahnt zum Ernst mit leisem Tone
Mitten durch Musik und Tanz.
Aber wankt in tiefen Schmerzen
Eine Schar zum Grabesrand,
Dann für die gebrochnen Herzen
Ist der Trost auch nah zur Hand.
Gleichwie sanfter ja die Kinder
Weinen in der Mutter Schoß,
So vor Gottes Haus gelinder
Ringen sich die Thränen los.
Dörflein, deine Kirch' umkränzet
Grün des Kirchhofs ernst Geheg',
Und der Todtenacker grenzet
Hart an deinen Lebensweg.
Wenn in deine Fest' und Freuden
Oft ein Sterbgedanke bricht.
So verklärt sich auch dein Leiden
In des ew'gen Glaubens Licht. A. Stsb-r.
20. Lebensworte.
Zu dem vollen Rosenbaume
Sprach der nahe Leichenstein:
„Jft^es recht, in meinem Raume
Groß zu thun und zu verhüllen
Meiner Sprüche goldnen Schein,
Die allein mit Trost erfüllen?"
„Auch aus Grüften, sagt die Blüte,
Ruft mich Gottes Macht und Güte,
Heller noch, denn todte Schriften,
Sein Gedächtnis hier zu stiften.
Und ich blühe tröstend fort,
Ein lebendig Gotteswort." Fröhlich.
21. Was der Kirchhof Predigt.
Am Ruheplatz der Todten ist es stille. Hier hört man nichts
vom Treiben der Straße, nichts vom Geklapper der Mühle, nichts
vom fröhlichen Jauchzen spielender Kinder. Aber dennoch, wenn wir
an einem theuren Grabe sitzen, und eine Thräne hinabfällt in die
duftenden Blüten zu unsern Füßen, da hören wir zuweilen in dem