Vorwort.
Der Herausgeber hat sich entschlossen, neben der bisherigen dreibändigen
Ausgabe (fortan Ausgabe B genannt) seines Lesebuchs für Höhere Mädchen¬
schulen in Gemeinschaft mit mehreren im deutschen Unterricht erfahrenen Ober¬
lehrerinnen noch eine zweite, größere Ausgabe in 8 Bänden zu bearbeiten. Die
neue Ausgabe (fortan Ausgabe A genannt) bringt für die neunte bis einschließlich
dritte Klasse je einen Band, der achte und letzte Band soll für die 2. und 1. Klasse
bestimmt sein.
Die Anpassung der Ausgabe B an die Bestimmungen über die Neuordnung
des höheren Mädchenschulwesens vom 18. August und 12. Dezember 1908 ließ
namentlich eine Umarbeitung des dritten Bandes geboten erscheinen. Denn da
die „Ausführungsbestimmungen" bezüglich der Auswahl der Lesebuch-Lektüre für
die Oberstufe fordern, daß die historische Zusammengehörigkeit der Dichtungen
mehr und mehr berücksichtigt und ein Überblick über die Entwicklung des deutschen
Schrifttums vorbereitet werde, so mußte ich mich entschließen, die im poetischen
Teile bisher beliebte Zusammenstellung der aufzunehmenden Gedichte nach ihrer
Dichtungsart aufzugeben und sie nach Maßgabe ihrer literaturgeschichtlichen
Aufeinanderfolge und Zusammengehörigkeit anzuordnen. — Es war
ferner zu beachten, daß für die von den Bestimmungen geforderte Einführung
in die germanische Mythologie sowohl im poetischen wie im prosaischen Teile
des Lesebuchs Stützpunkte geboten werden mußten. Dabei schien es mir ange¬
messen, im ersten Teile die Eddasagen nicht in unmittelbarer Übertragung der
nordischen Form, sondern in der dem Verständnis unserer Jugend näherliegenden
Bearbeitung neuerer Dichter zu bringen.
Um den Umfang des vorliegenden Buches nicht zu sehr anschwellen zu
lassen, habe ich das mittelalterliche Volksepos von der Aufnahme in diesen Band
ausgeschlossen und verweise auf die von mir bearbeitete und in gleichem Verlage
erschienene Schulausgabe des Nibelungenliedes und der Gudrun.
Die Prosalektüre soll nach der Forderung der Mädchenschul-Reform den
Gedanken- und Gesichtskreis der Schülerinnen erweitern, Interesse für gute
Lektüre erwecken und im Kampfe gegen die geistige Verflachung den Geschmack