Full text: Das Deutsche Reich (Teil 1)

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bauten, sowie die von den zahlreichen industriellen Anlagen den 
fließenden Gewässern zugeführten Abwässer haben die Er¬ 
gebnisse der Flußfischerei stark beeinträchtigt. Durch Fischerei¬ 
gesetze, künstliche Fischzucht und Gründung von Fischerei¬ 
vereinen ist man mit Erfolg bemüht, der weiteren Verminderung 
des Fischbestandes in den Flüssen und Seen entgegenzuarbeiten. 
Besonders ergiebig an Fischen sind die zahlreichen Seen 
in Ost- und Westpreußen, in Hinterpommern, Brandenburg und 
Mecklenburg; sie liefern hauptsächlich Hechte, Barsche, Maränen, 
Bleie, Schleie und Aale. Die Teichwirtschaft, die besonders in 
der Lausitz und dem angrenzenden Schlesien in Blüte steht, 
beschäftigt sich mit Karpfen- und Forellenzucht. Für den 
Lachsfang sind Rhein und Weser von Bedeutung; erst in 
zweiter Linie kommen Elbe, Weichsel und Oder. In den schnell 
fließenden Gewässern Mittel- und Süddeutschlands findet man 
Forellen und Äschen. Für den Störfang bildet die Unterelbe 
das Hauptgebiet. 
Den jährlichen Ertrag der Binnenfischerei in Deutschland 
schätzt man auf 40 Mill. Mark. Für manchen Landwirt wirft die 
Fischerei eine ansehnliche Rente ab, und für viele ärmere 
Familien gibt die lohnende Ausübung derselben ein auskömm¬ 
liches Brot. 
3. Küsten- und Hochseefischerei. 
Küsten- und Hochseefischerei werden mehr und mehr zu 
einem wichtigen Zweige unseres nationalen Erwerbslebens. Die 
Entwicklung der letzteren fällt in die neueste Zeit. Frühere 
Versuche zum Betriebe derselben sind wiederholt fehlgeschlagen. 
Die wichtigsten Häfen der Nordseefischerei sind Emden, Geeste¬ 
münde, Altona und Hamburg. Ende 1900 bestand die Nordsee¬ 
fischereiflotte aus 122 Dampfern und 419 Segelschiffen. 
Das Hauptgebiet der deutschen Hochseefischerei ist die 
Nordsee. Hier ist der Fischereibetrieb international und wird 
von England, Schottland, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, 
Dänemark und Norwegen ausgeübt. Eine Zone von 3 See¬ 
meilen Breite ist für die Küstenfischerei reserviert und darf von 
fremden Nationen nicht befischt werden. An den Erträgnissen 
der Nordseefischerei hat Deutschland im Vergleich zu England, 
Schottland und Holland bis jetzt nur einen geringen Anteil. 
Neben Schellfisch und Scholle sind es Heringe, Dorsche, 
Kabeljaue, Seehechte und Seelachse, welche die Nordseefischer
	        
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