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Volkslieder.
Was heut noch grün und frisch dasteht, wird morgen schon hinweggemäht:
Die edle Narzisse, die himmlische Schlüssel,
die schön' Hyazinthen, die türkischen Binden,
hüt' dich, schönes Vlümelein!
Viel hunderttausend ungezählt, was nur unter die Sichel fällt:
Not' Rosen, weiß Lilien, beid' wird er austilgen;
und ihr Kaiserkronen, man wird euch nicht schonen,
hüt' dich, schönes Vlümelein!
Das himmelfarb'ne Ehrenpreis, die Tulipanen gelb und weiß,
die silbernen Glocken, die goldenen Flocken,
senkt alles zur Erden; was wird nur draus werden?
hüt' dich, schönes Vlümelein!
Ihr hübsch' Lavendel und Rosmarien, ihr vielfarbige Röselein,
ihr stolze Schwertlilien, ihr krause Basilien,
ihr zarte Violen, man wird euch bald holen,
hüt' dich, schönes Vlümelein!
Trotz, Tod! Komm her, ich fürcht' dich nit! Trotz, eil' daher in einem
Schnitt!
Wenn Sichel mich letzet, so werd' ich versetzet
in den himmlischen Garten, daraus will ich warten.
Freu' dich, schönes Vlümelein!
11. Es ist ein' Ros' entsprun
Es ist ein' Ros entsprungen
aus einer Wurzel zart,
als uns die Alten sungen,
von Iesse kam die Art.
And hat ein Blümlein bracht
mitten in: kalten Winter,
wohl zu der halben Nacht.
12. Innsbruck, ich muß dich l
Innsbruck, ich muß dich lassen,
ich fahr' dahin mein' Straßen
in fremde Land' dahin;
mein' Freud' ist mir genommen,
die ich nicht mag bekommen,
wo ich im Elend bin.
en.
Das Röslein, das ich meine,
davon Iesaias sagt,
hat uns gebracht alleine
Marie, die reine Magd.
Aus Gottes ew'gem Rat
hat sie ein Kind geboren
wohl zu der halben Nacht.
ss°n.
Groß Leid muß ich jetzt tragen,
das ich allein tu klagen
dem liebsten Buhlen mein;
ach Lieb', nun laß mich Armen
int herzen dein erbarmen,
daß ich muß dannen sein.