Full text: [Teil 5 = (Ober-Tertia), [Schülerband]] (Teil 5 = (Ober-Tertia), [Schülerband])

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C. Darstellungen aus der Geographie. 
etwas vom See entfernt liegenden Bergdorfe, aber jeder kleine Bezirk 
wird von einem Mutwale oder Hauptmann beherrscht, dessen Würde 
oft erblich ist und den drei oder vier Wateko oder Älteste in seinem 
Amte unterstützen. 
Diese Leute schlichten Streitigkeiten, sammeln alle Abgaben und 
liefern alle Einkünfte an den Mtemi ab, nachdem sie für ihre Mühe 
einen bestimmten Betrag abgezogen haben. 
Zu den Sehenswürdigkeiten von Udschidschi gehört der Markt, 
der täglich zwischen halb sieben und zehn Uhr morgens und dann 
wieder nachmittags auf einem freien Platze in der Stadt dicht an 
der Küste abgehalten wird. Der Frühmarkt ist der wichtigere, und 
derselbe bietet zugleich ein interessantes und belebtes Schauspiel dar. 
Er wird von den Völkerschaften von Uguhha, Uwira, Urundi 
und vielen an der Küste des Sees wohnenden Stämmen besucht. 
Die Waguhha sind leicht kenntlich an der sorgfältigen Weise, wie 
beide Geschlechter ihr Haar tragen, und an den phantastischen und 
ausgedehnten Tättowierungen der Frauen; die Warundi dagegen unter¬ 
scheiden sich dadurch, daß sie sich mit roter Erde und öl beschmieren 
und auf diese Weise ihrem Körper eine helle Bronzefarbe verleihen. 
Von den arabischen Kaufleuten werden sie „rotes Volk", d. h. hell¬ 
farbiges, genannt. 
Frauen aus Udschidschi und den benachbarten Dörfern bringen 
Mehl, süße Kartoffeln, Aamswurzeln, Früchte der Ölpalme, die 
man hier zum erstenmal antrifft, Bananen, Tabak, Tomaten, Gurken 
und viele andere Früchte in Körben auf den Markt, außerdem noch 
Topfgeschirr und in großen Kürbisflaschen Pombe und Palmwein. 
Die Männer verkaufen getrocknete oder frische Fische, Fleisch, Ziegen, 
Zuckerrohr, Netze, Körbe, Holz zu Speeren und Bogen und Basttuch. 
Die Warundi handeln hauptsächlich mit Korn und Rudern; von 
der Insel Ubwari wird eine Art von Hanf eingeführt, aus dem die 
Wagogo ihre Netze verfertigen, während Uwira Topfwaren und eiserne 
Geräte liefert, Uwinza Salz und mehrere andere Bezirke Palmöl. 
Jeder Verkäufer hat täglich denselben Platz inne, und viele bauen 
sich auch kleine Hütten aus Palmzweigen, uni sich vor den brennen¬ 
den Strahlen der Sonne zu schützen. Unter der Menge der Käufer 
und Verkäufer gehen andere Trupps umher, die von entfernten Ge¬ 
genden nach diesem Mittelpunkte des Handels kommen, um Sklaven 
und Elfenbein abzusetzen, und da bei dem ganzen Handel so laut als 
möglich geschrieen wird, so ist der Lärm fast betäubend. 
Ein merkwürdiges Zahlungsmittel ist hier allgemein gebräuchlich, 
es wird nämlich alles mit Perlen bezahlt, die man Sofi nennt und 
die ähnlich wie in kleine Stückchen zerbrochene Pfeifenröhren aus¬ 
sehen. Leute mit Quersäcken voll solcher Perlen wechseln diese bei 
Beginn des Marktes an Marktbesucher, die Einkäufe zu machen ge¬ 
denken, tauschen sie nach Beendigung des Marktes von den Verkäufern 
wieder ein und machen natürlich, wie gewöhnlich die Geldwechsler, 
bei beiden Geschäften ihren Vorteil. 
Udschidschi war, seitdem wir es kennen, ein hervorragender Skla-
	        
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