Full text: [Teil 5 = (Ober-Tertia), [Schülerband]] (Teil 5 = (Ober-Tertia), [Schülerband])

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Besser: Der Choral von Leuthen. Die Trommel. 
10. Der Choral von Leuthen. (5. Dezember 1757.) 
Hermann Besser, geb. zu Zeitz am 17. Juli 1807, lebt als Geh. Regierungsrat a. D. 
in Dresden. 
1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg und Thal 
Von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl; 
Die Preußen stehn auf Leuthens Feld, das heiß noch von der Schlacht; 
Des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht. 
2. Doch dunkel ist's hier unten nur, am Himmel Licht an Licht, 
Die goldnen Sterne ziehn herauf, wie Sand am Meer so dicht. 
Sie strahlen so besonders heut, so festlich hehr ihr Lauf; 
Es ist, als wollten sagen sie: „Ihr Sieger, blicket auf!" 
3. Und nicht umsonst. Der Preuße fühlt's: es war ein großer Tag. 
Drum still im ganzen Lager ist's, nicht Jubel noch Gelag; 
So still, so ernst die Krieger all, kein Lachen und kein Spott — 
Auf einmal tönt es durch die Nacht: „Nun danket alle Gott!" 
4. Der Alte, dem's mit Macht entquoll, singt's fort, doch nicht allein; 
Kam'raden um ihn her im Kreis, gleich stimmen sie mit ein; 
Die Nachbarn treten zu; es wächst lawinengleich der Chor, 
Und voller, immer voller steigt der Lobgesang empor. 
5. Aus allen Zelten strömt's, es reiht sich singend Schar an Schar, 
Einfallen jetzt die Jäger, jetzt fällt ein auch der Husar; 
Auch Musika will feiern nicht, zu reiner Harmonie 
Lenkt Horn, Hobo' und Klarinett die heil'ge Melodie. 
6. Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer, 
Am Ende wie aus einem Mund singt rings das ganze Heer. 
Im Echo donnernd widerhallt's das aufgeweckte Thal; 
Wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral. 
11. Die Trommel. 
1. Rings wirbelt die Trommel im Preußenland; 
Still liegt nur ein Hüttchen am baltischen Strand. 
2. Was jammert das Weib drin bei Tag und bei Nacht? 
Ihr Mann ist gefallen in heißer Schlacht. 
3. Auch traf ihr die Kugel der Söhne zwei; 
Der jüngste nur lebt und ihr Kummer dabei. 
4. Und lebt dir ein Knabe, was härmst du dich bleich? 
O preise den Himmel! Noch bist du ja reich. 
5. Doch horch, welche Töne das Ufer entlang! 
Das Weib schrickt zusammen, was macht ihr so bang? 
6. „Horch, Mutter, wie schallt es so mächtig und laut!" 
„Mein Sohn, zur Kirche wohl führt man die Braut." 
7. „Nein, Mutter, das klingt nicht wie Hochzeitsion!" 
„So trägt man den Paul wohl zu Grabe, mein Sohn." 
Deutsches Lesebuch f. h. Lehranstalten. V Teil. (Ober-Tertia,) 
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