Full text: [Band 3, [Schülerband]] (Band 3, [Schülerband])

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I 
8. „Was könnt es helfen?" fleht er, „die Kön'gin blieb entehrt; 
Ich will euch besser rathen: Herr König, zieht das Schwert, 
Schlagt mich damit zum Ritter; 
Beschimpft sie dann ein Dritter, 
Das räch ich ritterlich bewehrt." 
9. „Der Rath ist gut, knie nieder, ich lohn ihn mit der That. 
Du bist ein Schelm gewesen, und schelmisch war dein Rath, 
So heiße Schelm von Bergen! 
Der darf sich nicht verbergen, 
Dem dies der Deutschen König that." 
10. Und wieder lädts zum Tanze, gar mancher Tänzer keicht: 
Wem hat die junge Königin die Hand zum Tanz gereicht? 
Es ist der schwarze Ritter, 
Er tanzt mit offnem Gitter, 
Kein Reichsfürst tanzt so frei und leicht. 
31. Heinrich der Vogelsteller 
1. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd 
Recht froh und wohlgemut; 
Aus lausend Perlen blinkt und blitzt 
Der Morgenröthe Glut. 
2. In Wies' und Feld und Wald 
und Au — 
Horch, welch ein süßer Schall! 
Der Lerche Sang, der Wachtelschlag, 
Die süße Nachtigall! 
3. Herr Heinrich schaut so fröhlich 
drein: 
„Wie schön ist heut die Welt! 
Was gilts? heut gibts 'nen guten 
Fang!" 
Er lugt zum Himmelszelt, 
4. Er lauscht und streicht sich von der 
Stirn 
Das blondgelockte Haar: 
„Ei doch! was sprengt denn dort herauf 
Für eine Reiterfchar?" 
5. Der Staub wallt auf, der Huf¬ 
schlag dröhnt, 
Es naht der Waffen Klang. 
„Daß Gott! die Herrn verderben mir 
Den ganzen Vogelfang!" 
6. „Ei nun! Was gibts?" 
Es hält der Troß 
Vorm Herzog plötzlich an, 
Herr Heinrich tritt hervor und spricht: 
„Wen sucht ihr, Herrn? sagt an." 
7. Da schwenken sie die Fähnlein 
bunt 
Und jauchzen: „Unsern Herrn! 
Hoch lebe Kaiser Heinrich! Hoch 
Des Sachsenlandes Stern!" 
8. Dies rufend, knien sie vor ihm 
hin 
Und huldigen ihm still, 
Und rufen, als er staunend fragt: 
„'S ist deutschen Reiches Will!" 
9. Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt 
Hinauf zum Himmelszelt: 
„Du gabst mir einen guten Fang! 
Herr Gott, wie Dirs gefällt." 
32. Max I. Abfahrt von Innsbruck. * 
(1518.) 
I. Am Jnnstrand harrt ein Schifflein beim ersten Frührothschein; 
Da stieg, verhüllt im Mantel, der alte Kaiser ein, 
Die treue Eichentruhe lehnt düster neben ihm; 
Fort schießt im raschen Strome das Schiff mit Ungestüm. 
* I. N. Vogl. ** Anastasius Grün (Graf v. Auersperg).
	        
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