Willmann: Der Aegypter Glauben und Brauch. Sturm: Kambyses
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2. Kambyses und Psammenit. (525 v. Chr.)
Julius Sturm, geb. don 21. Juli 1816 zu Köstritz im Fürstenthum Neuß,
Pfarrer in Göschitz bei Schleiz.
1. Gestürzt war durch Kambyses'
Macht
Der Thron des Psammenit,
Der im Palast, vom Feind bewacht,
Die Hallen trüb durchschritt.
2. Still an ein Fenster trat er
bleich,
Wo trauernd um ihr Land,
Gefangen, ihrem König gleich,
Ein Trupp Aegypter stand.
3. Da zog vorbei, des Schmucks
beraubt.
Von Iungfraun eine Schar,
Mit Wasserkrügen auf dem Haupt,
Gefesselt Paar um Paar.
4. Und in der ersten Reibe schritt
In schamhaft scheuer Hast
Das Töchterlein des Psammenit,
Gebeugt von schwerer Last.
5. Aufschrieen die Aegypter wild
Ob unerhörter Schmach;
Nur Psammenit, ein steinern Bild,
Sah stumm dem Zuge nach.
6. Von neuem jetzt — o bittrer
Hohn!
Kam eine Iünglingschar,
Voran des Königs' einz'ger Sohn
'Mit abgeschnittnem Haar;
7. Gedrückt von schwerer Ketten Last,
Don Geißelschlägen wund.
Zum Richtplatz fortgeschleppt in Hast
Mit Zügeln in dem Mund.
8. Aufschrieen die Aegypter wild
Ob unerhörter Schmach;
Nur Psammenit, ein steinern Bild,
Sah stumm dem Zuge nach.
9. Da sah der königliche Held
Des treuen Dieners Noth,
Sah ihn durchbetteln Zelt um Zetl
Nur um ein Stücklein Brot.
10. Erst stand er. tief das Haupt
gebeugt,
Wie er den Freund erschaut;
Dann wurden ihm die Augen feucht,
Dann schrie und weint' er laut.
11. Und zu Kambyses' Ohre drang
Die Mär', wie Psammenit
Erst dann geweinet laut und lang,
Als Noth sein Diener litt.
12. Er schickt zu ihm und fragt:
„Warum
Brachst du in Weinen aus
Um einen Knecht und trugst doch
stumm
Die Schmach von deinem Haus?"
13. Und stolz sprach Psammenit:
»Es ist
Für Thränen viel zu groß
Der Gram, der mir das Herz zerfrißt
Um meines Hauses Los."
3. Der Perser Glauben und Brauch.
Willmann, Lesebuch aus Herodot.
Die Perser haben meines Wissens folgende Sitten. Götterbilder,
Tempel und Altäre zu errichten, ist nicht ihr Brauch; vielmehr hallen
sie alle für Thoren, die es thun, und dies, wie ich glaube, darum, weil sie
die Götter nicht menschenähnlich destken. wie die Hellenen. Ihrem höchsten
Gotte pflegen sie auf den höchsten Bergen Opfer zu bringen, er ist aber
der Gott des Himmelskreises (Ormuzd). Daneben opfern ste der Sonne
(Mithra), dem Monde, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden.
Uno zwar verrichten sie das Opfer also: sie bauen keinen Altar dazu,
noch zünden sie Feuer an, noch sprengen sie mit Wein; auch von Flöten-
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