Full text: [Teil 5 = Klasse 2 und 1, [Schülerband]] (Teil 5 = Klasse 2 und 1, [Schülerband])

13. Der Dorfschmied. — 44. Soziale Arbeit — eine Lebensaufgabe unserer Zeit. 197 
Jener Dorfschmied tritt in jeder trüben Stunde, wo Verzweiflung meine 
Welt zu bezwingen droht, hell vor mein inneres Auge. Ich sehe ihn 
dann mitten in seinem Funkenregen. Die Zange in seiner Linken hält 
das glühende Eisen gefaßt, aus der kräftigen Rechten fährt Schlag auf 
Schlag auf den sprühenden, dröhnenden Amboß. Seine Miene ist ruhig; 
Angesicht und nackte Arme sind geschwärzt von der rauhen Arbeit; wie ein 
Herrscher steht er in seiner lichtvollen Schmiede: das Bild eines Mannes, 
der seine Pflicht tut — mitten im Elend, unverbittert, ungebrochen! 
Fritz Lienhard. 
44. Soziale Arbeit — eine Lebensaufgabe unserer Zeit. 
1. In einem der schönsten Chöre der Antigone wird die Herrlichkeit 
des Menschen und seine Herrschaft über die Elemente mit mächtigen 
Worten gepriesen: 
Vieles Gewalt'ge lebt, und nichts 
Ist gewaltiger als der Mensch; 
Denn selbst über die dunkele 
Meerflut zieht er, vom Süd umstürmt, 
Hinwandelnd zwischen den Wogen 
Die rings umtoste Bahn. 
Und nun wird in gewaltigen Bildern weiter geschildert, wie der 
Mensch die Natur in seinen Dienst zwingt, wie seine Pflüge die ewige 
Erde durchwühlen, wie er den mähnigen Nacken des Rosses und den 
freien Stier der Berghöhe unter sein Joch beugt, wie er den Regen¬ 
pfeilen des Zeus und dem ungastlichen Frost zu entfliehen weiß und 
wie nichts Zukünftiges ihn ratlos trifft. 
Was den antiken Dichter mit Staunen vor der Macht des Men¬ 
schengeisles erfüllte, erscheint uns heute nicht mehr wunderbar. Aber 
unsere Zeit hat den Menschen zu so neuen, so viel mächtigeren Leistungen 
geführt, hat ihn die Natur in so viel gewaltigerem Maße beherrschen 
gelehrt, daß wir wiederum staunend vor seinen Werken stehen. Es 
klingt wie eine Fortsetzung des antiken Chores, wenn Geibel die Herr¬ 
schaft der neuen Zeit über die Natur und die Elemente verherrlicht: 
In tausend Schmieden bei der Essen Brande 
Gießt sie das Erz und schweißt in Eisenbande 
Die weilen Länder, die ihr untertan; 
Vom müden Saumroß, das sich wund getragen, 
Nimmt sie das Joch und schirrt vor ihren Wagen 
Den Dampf, den wilden Niesen, an.
	        
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