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Droste-Hülshoff, Das Haus in der Heide.
8. Es ist ein Bild, wie still und heiß
Es alte Meister hegten,
Kunstvolle Mönche, und mit Fleih
Es auf den Goldgrund legten:
9. Der Zimmermann — die Hirten gleich
Mit ihrem frommen Liede,
Die Jungfrau mit dem Lilienzweig
Und rings der Gottesfriede,
10. Des Sternes wunderlich Geleucht
Aus zarten Wolkenfloren: —
Ist etwa hier im Stall vielleicht
Christkindlein heut' geboren?
261. Der Knabe im Moor.
1. O, schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O, schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
2. Fest hält die Fibel das zitternde Kind
Und rennt, als ob man es jage;
Hohl über die Fläche sauset der Wind. —
Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstige Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe verzecht.
Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hin ducket das Knäblein zage.
3. Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre:
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
Durch Riesenhalme wie Speere.