Full text: [Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband])

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des in der Waldeinsamkeit ausgewachsenen Jünglings aufge¬ 
schlossen: er meinte, ein jeder dieser Ritter wäre Gott. Jetzt 
ist kein Halten mehr; er mutz hinaus, hinaus aus dem grünen, 
stillen Dunkel seines Waldhauses, hinaus aus den zärtlichen Armen 
der treuen Mutter, hinaus in die glänzende Ritterwell zu freudigem 
Ritte durch alle Lande, zu freudigem Kampf und ruhmvollem 
Siege, — hinaus an König Artus' Hof, zu der Blüte aller 
Ritterschaft. Und die Mutter, die des Sohnes Wanderlust nicht 
besiegen kann, lätzt ihm ein Gewand anlegen zur Fahrt, — doch 
nicht eines Ritters, sondern eines Toren Gewand, aus Sacktuch 
und Kälberfell genäht. Und so reitet der in sich noch Versunkene, 
der Unerfahrene, der das stille Heimatgefühl und den dunkeln, 
aber mächtigen Trieb in die Ferne und Fremde noch ungeschieden 
in sich trägt, — ein Zustand, den die alte Sprache sehr be¬ 
zeichnend durch das einzige Wort tumb ausdrückt, während unser 
dumm zu einer engeren und niederen Bedeutung hecabgesunken 
ist, so datz wir uns nur durch mühselige Umschreibung helfen 
können, — so zieht er denn dahin, um der Welt als ein Tor zu 
erscheinen, wie die meisten wahrhaft tiefen deutschen Gemüter bei 
ihrem ersten Auftreten in der Welt als Toren sich darstellen. 
Und dieses Helldunkel bleibt über Parzivals ganzes Leben ge¬ 
breitet, das Helldunkel, welches überall stattfindet, wo Tiefe der 
Empfindung und äutzere Beschränkung gegenübergestellt wird einer 
weiten Aussicht in eine Welt voll Pracht und Farbenglanz, voll 
von Ereignissen und Taten. Daher die öfter wiederkehrende Be¬ 
zeichnung des in heller Unschuld mitten in die Welt der Wirren 
und Wunder hineintretenden jungen Helden; 6er tumbe elure, 6er 
liehtgemäle, daher die Schilderung, datz er sei rein wie die Taube 
und mild wie Rebentraube; — wir haben hier ein tief deutsches 
Zünglingsgemüt, voll Unschuld, und doch voll Tatenlust, voll 
Heimatgefühl und doch voll Wandersehnsucht, das die Augen 
der nächsten Umgebung verschlietzt, aber fast träumend, halb sehn¬ 
süchtig und halb wehmütig-ängstlich hinausschaut nach den fernen 
blauen Bergen, nach fremden blühenden Gefilden, wo alles neu 
und fremd und wunderbar und doch bekannt und heimatlich und 
traulich ist. 
Der treuen Mutter bricht der Abschied von dem Sohn das 
Herz; sie kützt ihn und läuft ihm nach; als er aber ihren Blicken
	        
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