Full text: [Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband])

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3. Ich höre des gärenden 
Schlammes 
Geheimnisvollen Ton. 
Einsames Vogelrufen — 
So war es immer schon. 
4. Noch einmal schauert leise 
Und schweiget dann der Wind 
Vernehmlich werden die 
Stimmen, 
Die über der Tiefe sind. 
Theodor Storm. 
41. Meeresabend. 
1. Sie hat den ganzen Tag ge¬ 
tobt, 
Als wie in Zorn und Pein, 
Nun bettet sich, nun glättet sich 
Die See und schlummert ein. 
2. Und drüber zittert derAbend 
wind, 
Ein mildes, heiliges Wehn; 
Das ist der Atem Gottes, 
Der schwebet ob den Seen. 
3. Es küßt der Herr aufs Lockenhaupt 
Die schlummernde See gelind 
Und mit säuselndem Segen: 
Schlaf ruhig, wildes Kind! 
Moritz Graf von Strachwitz. 
42. Abschied. 
1. Ein Birkchen stand am Weizenfeld, 
Gab Schatten kaum erst sechzehn Jahr. 
Das hat den Bauer sehr erbost, 
Daß die paar Fuß der Sonne bar. 
2. Ich ging vorbei, der Bauer schlug, 
Dem Stämmchen ward so wund und weh. 
Es quält die Art, das Bäumchen ächzt 
Und ruft mir zu ade, ade. 
3. Die Krone schwankt, ein Vöglein kam, 
Das seinen Frieden hatte dort; 
Noch einmal sucht im Hin und Her 
Das ^rallchen Halt im grünen Port. 
4. Das Bäumchen sinkt, der Vogel fliegt 
Mit wirrem Zwitscherlaut ins Land. 
Ich schämte mich vor Baum und Tier 
Und schloß die Augen mit der Hand. 
Detlev von Liliencron.
	        
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