Full text: [Abteilung 2 = Klasse 3 und 2 (Achtes und neuntes Schuljahr), [Schülerband]] (Abteilung 2 = Klasse 3 und 2 (Achtes und neuntes Schuljahr), [Schülerband])

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Schon die Römer halten aiü dem Bergvorsprung, auf dem 
jetzt die Molkenkur liegt, ein Kastell angelegt; auf seinen Grund¬ 
mauern stand die spätere Burg der fränkischen Grafen. Hier resi¬ 
dierte auch Konrad von Schwaben, der Bruder Friedrich Bar¬ 
barossas, als erster Pfalzgraf bei Rhein; Konrad ist der Gründer 
der Stadt Heidelberg, die fortan pfalzgräfliche Residenz blieb. 
Pfalzgraf Rudolf I. begann um 1295 den Bau des neuen 
kurfürstlichen Schlosses. Die schweren Stürme der folgenden Jahr¬ 
hunderte suchten sowohl die Stadt wie die Residenz heim; trotzdem 
wurde das Schloß mit glanzvollen Baulichkeiten erweitert und zu 
einem Prachtbau ausgestaltet. Aber immer schwerere Zeiten kamen 
über Stadt und Schloß; im Dreißigjährigen Kriege wurden sie 
von dem kaiserlichen General Gallas in einen Schutthaufen ver¬ 
wandelt (1634); was nicht geplündert wurde, verfiel dem Feuer 
und dem Schwerte. Noch einmal erhoben sich Stadt und Schloß 
aus den Trümmern; aber der Friede währte nicht lange. Als 
auf Geheiß Ludwigs XIV. von Frankreich Turenne mit seinen 
Horden die Städte und Dörfer der Pfalz verwüstete (1674), 
forderte der Kurfürst Karl Ludwig, empört über solche Unmensch¬ 
lichkeit, den Marschall zum Zweikampfe heraus, um persönlich Ge¬ 
nugtuung zu nehmen; aber vorsichtigerweise lehnte Turenne diese 
Herausforderung ab. Dafür sandte aber Ludwig im Jahre 1688 
den Mordbrenner Melac mit einer Armee vor die Tore Heidel¬ 
bergs. Der Kurfürst war zu schwach für einen dauernden Wider¬ 
stand und übergab nach kurzer Belagerung die Stadt unter ehren¬ 
haften Bedingungen. Aber kaum waren die Franzosen einge¬ 
zogen, da führten sie auch schon die rohesten Gewaltakte aus. 
Die Einwohner wurden mißhandelt und betrogen, Bibliothek und 
Archive geplündert oder zerstört; aus reinem Übermut wurde der 
achteckige Schloßturm in die Luft gesprengt. Als aber gar eine 
deutsche Armee sich in der Nähe Heidelbergs zusammenzog, um 
der unglücklichen Stadt Hilfe zu bringen, da kannte die Wut 
der Vandalen keine Grenzen mehr. Die grausamsten Untaten 
wurden an dem Volke begangen, Hab und Gut verwüstet und 
verbrannt. Im Schloß zerschlugen sie Türen, Fenster und Ofen, 
die Tapeten rissen sie von den Wänden, verstümmelten und zer¬ 
störten den reichen Schmuck der Bildsäulen und Skulpturen; den 
Wein, den sie nicht mehr austrinken konnten, schleppten sie mit
	        
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