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Dort zu Jerusalem, der Guten Bester,
Den Burgwall blinken und der Juden Gebäude,
Die hohen Hornsäle und das Haus Gottes,
Der Weihtümer wonnigstes. Da wallt' ihm bewegt
Das Herz in der Brust, das heilige Gotteskind mochte
Dem Weinen nicht wehren; viel Worte sprach er
Schmerzlich betrübt und mit schwerem Herzen:
„Weh ward dir Jerusalem, daß du in Wahrheit nicht weißt
Tie Wehgeschicke, die dir noch werden sollen!
Wie du noch umstellt wirst mit Heeresstärke,
Dich umlagern werden arglistige Männer,
Feindliche Völker; dann findest du nirgends Frieden,
Schutz noch Hilfe. Sie schwingen wider dich viel
Schwerter und Schneiden, schwere Kriegsworte
Verfemen dein Volk, Feuers Flammen
Verwüsten deine Wohnungen, die hohen Wälle
Fällen sie zu Boden. Kein Fels bleibt dann,
Kein Stein auf dem andern: die Stätte wird wüst
Um Jerusalem den Judenleuten,
Weil sie nicht erkennen, daß ihnen gekommen sei
Die Zeit ihrer Zeiten; denn sie zweifeln noch,
Wissen nicht, daß sie heimsucht des Waltenden Kraft."
Mit der Menge ging dann der Männer Fürst
In die prächtige Burg. Als der Geborene Gottes
In Jerusalem mit der gaffenden Menge
Und den Begleitern einzog, da ward der Sänge größter
In hellen Stimmen erhoben: mit heiligen Worten
Lobte den Landeswart der Leute Menge,
Der Gebornen Besten. Die Burg kam in Aufruhr,
Das Volk war in Furchten und fragt' alsbald,
Wer es wär', der da käme mit kräftiger Schar,
Mit der mächtigen Menge. Da gab ein Mann zur Antwort,
Daß da Jesus Christ von Galiläaland,
Von Nazarethburg, der Nothelfer, käme,
Der weise Wahrsager, zu wenden die Not.
Das schuf den Juden, die ihm gram waren längst,
Abhold im Herzen, Harm im Gemüte,
Daß ihm so Leute ;o lauten Lobgesang erhoben,
Den Herrn zu verherrlichen. Da huben Thoren an,
Die ihre Worte wandten zu dem waltenden Christ,
Er sollte dem Geleite doch Schweigen auferlegen,
Die Leute hindern, daß sie ihm Lobs soviel
Im Gesänge spendeten, „ihr Geschrei beschwert
Die Burgleute." Der Geborne Gottes sprach: