VIL Colombia.
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Holzarten im Ueberfluß enthalten, sind noch wenig benutzt. Diese
Provinz enthält mehrere bedeutende Städte. Caracas, in ei¬
nem schön bewässerten Thale, 5 Stunden vom Meere; sie liegt
hoch genug, um eines milden Klima's zu genießen. Vor dem
fürchterlichen Erdbeben von 1812, welches die ganze Provinz ver¬
wüstete und über 10000 Menschen das Leben raubte, hatte Caracas
schöne Gebäude und 50000 Einw., jetzt vielleicht nur 30000. Ihr
Hafen La Guayra, mit sehr ungesunder Luft, zählt7OOOEinw.
Puerto Cabello, westlich von Caracas, am Meere, aber in
einer ungesunden Gegend, hat 8000 Einw. Valencia, im S.
der vorigen, unweit eines schönen Sees, hat eine gesunde Lage
und 10000 Einw. Coro oder Venezuela, wonach der Staat
benannt wird, liegt westlich von den vorigen, in einer sandigen
unfruchtbaren Gegend. Sie war die alte Hauptstadt der Provinz
und hat lOOOOEinw. Marakaibo, am westlichen Ufer des
Kanals, welcher den gleichnamigen See mit dem Meere verbindet,
in einer dürren, unfruchtbaren Gegend, mit 25OO0 Einw., wel¬
che theils vom Seewesen, theils von der Viehzucht leben. V a r i -
nas, im Innern, im S. des Sees von Marakaibo, mit 10000
Einw., ist seines Tabaks wegen berühmt. Cumana, die östlich¬
ste Stadt des Staats, in einer sandigen, heißen, aber nicht unge¬
sunden Gegend, am Meere, mit 28000 Einw; ^ sie ist den Erd¬
beben sehr unterworfen. Zu diesem Staate gehört die unfrucht¬
bare aber gesunde Insel Margarita, bei welcher jetzt ein großer
Fischfang betrieben wird; sie hat etwa 15000 Einw. Der südöst¬
liche Theil von Venezuela, im S. und O. des Orinoko, bis an
die Gränzen von Brasilien, bildet, mit Ausnahme einiger gebir¬
gigen Gegenden, jene ungeheuern Llanos oder Ebenen, welche ei¬
nen Theil des Jahres wahren Wüsten gleichen, in der Regenzeit
aber sich mit der schönsten Vegetation bedecken und zum Theil
durch das Austreten der zahlreichen Flüsse überschwemmt werden.
Die Ufer des Orinoko bestehen meistens aus undurchdringlichen
Wäldern, welche die Plage der Moskiten, hier ärger als irgend¬
wo sonst auf Erden, fast ganz unbewohnbar macht. Man hat
indeß bemerkt, daß da, wo am obern Lauf des Orinoko das Was¬
ser einiger Flüsse im Kleinen hellgelb, in Masse aber kaffeebraun
erscheint, die Plage der Moskiten geringer und die Luft kühler und
gesunder ist; man nennt dies die Gegend der schwarzen Wasser.
Das Land ist nur sehr schwach bewohnt und enthält höchstens
60000 Einw., wovon etwa 20000 durch Missionen unterworfen
und zu einem ansässigen Leben gebracht worden sind. Bei weitem
größer ist die Zahl der freien Indianer, wovon einige, wie die
Otomaken, nur von Fischen, Eidechsen und wilden Pflanzen
leben, dabei aber nicht blos aus Mangel, sondern aus Vorliebe
eine graugelbe Thonerde essen, welche sie in Kugeln formen und
am Feuer etwas rösten. In den nördlicheren Gegenden finden sich