Prosa
A. Er;iih>e»de Darstellung.
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1. Die beiden Krebse.
„Geh doch nicht so krumm, sondern in gerader Richtung!" rief ein
älterer Krebs einem jüngeren zu.
„Von Herzen gern," erwiderte dieser, „nur bitte ich dich, mir voran
Zil gehen."
2. Die Schnecke und der Hase.
Eine Schnecke ging mit einem Hasen ein Wettrennen ein. Als der
Hase einige Sprünge gemacht hatte, sah er, daß die Schliecke noch kaum
von ihrem Platze weggekommen war. Nun verspottete er ihre thörichte
Kühnheit ilild sprach: „Plage dich nur in der heißen Mittagssonne; ich
will inzwischen unter diesem schattigen Busche ein Schläfchen halten."
Der Hase legte sich hin und schlief ein. Als er aber gegen Sonnen-
Untergang erwachte und eiligst zum Laufen aufsprang, da saß die
Schnecke schon am verabredeten Ziele und rief dem Hasen, der vor
Anstrengung laut keuchte, entgegen: „Wer langsam geht, kommt auch
Zum Ziel."
3. Das Lamm und der Wolf.
Ein Lamm löschte an einem Bache seinen Durst. Nicht weit ent¬
fernt von ihm, aber näher der Quelle, that ein Wolf das Gleiche.
Kaum erblickte er das Lamm, so schrie er: „Warum trübst du mir das
Wasser, das ich trinken will?"
„Wie wäre das möglich?" erwiderte furchtsam und schüchtern das
Lamm. „Ich stehe hier unten und du so weit oben; das Wasser fließt
ja von dir zu mir! Eher machst du dasselbe trübe."
Zettel-Nicklas, Deutsches Lesebuch in. 8. Ausl.
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