Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

B. Beschreibende Darstellung-. 
o 
I. Geographische und Kulturbilder. 
95. Der Olymp. 
Im türkischen Thessalien, nördlich von Larissa, erstreckt sich ein 
romantischer, aber öder Landstrich dem Meere zu. Schweigen und 
Einsamkeit herrschen jetzt dort, wo einst der Lärm der Menschen sich 
bemerkbar machte. Man sieht hier und da Überreste griechischer 
Straßen, worauf kein Fuß mehr wandelt. Einige Maisfelder in den 
Thälern und kümmerliche Olivenpflanzungen sind die einzigen Zeichen 
gegenwärtiger Kultur. Tiefgebräunte, hagere Gestalten, denen man 
ansieht, daß das Joch des Treibers noch auf ihnen lastet, bewohnen 
die einsamen Hütten. 
Dort erhebt sich der Göttersitz der griechischen Vor weit, der 
Olymp, der noch heute Elymbos heißt, mit weißglänzendem Firn zu 
gewaltiger Höhe. Den Ossa ausgenommen erscheinen die Berge um 
ihn her wie Zwerge. Die ältesten Griechen hielten ihn für den höchsten 
Berg (2973 m hoch) und den Mittelpunkt der ganzen Erde, die man 
sich damals wie eine Scheibe vorstellte und von des Berges Gipfel 
ganz überschauen zu können meinte. Dieser Begriff und das Majfi&tä- 
tische auch in seiner Form führte zur Idee, er sei die irdische Wohnung 
der Götter. Über dem Haupte desselben stellte man sich eine Öffnung 
im metallenen Gewölbe des Himmels vor, die Pforte für die unsterblichen 
Mächte. Zwei andere Thore dachte man sich am Himmelsgewölbe, und 
zwar an dessen äußerstem Bande in Ost und West. Durch diese 
stiegen der Sonnengott Phöbus und die Göttin der Nacht mit ihrem 
Gefolge aus dem Ozean zum Firmament empor und wieder hinunter. 
Auf dem Olymp ratschlagten die großen Götter; zwölf an der Zahl 
bildeten sie den Kat der Alten, Zeus war ihr Haupt. Sie entschieden 
die Geschicke der Welt und die Angelegenheiten des Himmels. Die 
übrigen Götter gehörten zur allgemeinen Versammlung, welche Zeus in 
wichtigen Dingen berief. Krystallene Paläste bedeckten die Gipfel des 
Berges, der Götter Wohnungen, denen kein Sterblicher zu nahen sich 
erdreistete. So erzählt von ihnen die Mythe der Griechen zur Zeit 
des Homer.
	        
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