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bereits so zu schätzen, daß man sie kauft, um sie in Gemüse- und Blumen¬
gärten als Ausseher und Beschützer der Gewächse zu verwenden. Es wird dort
ein sehr lebhafter Handel mit ihnen getrieben, und die Fänger und Züchter
von Fröschen und Kröten erwerben jährlich bedeutende Summen.
Die Entwicklung aller Froschtiere ist eine recht sonderbare. Das Weibchen
legt seine Eier ins Wasser, jedoch nur in süßes. Nach einer gewissen Zeit,
die je nach der Gattung verschieden ist, kriechen die Jungen aus. Diese nennt
man Kaulquappen, und sie haben nicht die entsernteste Ähnlichkeit mit dem
Tiere, das aus ihnen entstehen soll. Ohne Beine, mit Kiemen hinter dem
Kopfe, einem breitgedrückten, säbelartigen Schwänze und einem Schnäbelchen
statt der Schnauze schwimmen sie, kleinen Fischchen gleich, im Wasser umher.
Dann erscheinen zuerst die Hinterbeine; ihnen folgen die vordem Füße; dann
bilden sich allmählich die Augen aus; die Kiemen und der Schwanz fallen ab,
und der Schnabel macht einem breiten Maule Platz. Das Tierchen sucht dann
bald das Land aus und lebt hinfort, statt wie bisher von weichen Pflanzen¬
stoffen, von allerlei Tieren. Bis zur völligen Entwicklung braucht ein Frosch
vier Jahre, und daher erreicht er, wie fast sämtliche Amphibien, auch ein k
sehr hohes Alter. Der aus der Kaulquappe entstandene Frosch atmet durch
Lungen. Den Winter bringen sie alle erstarrt, ohne zu atmen, in Erdlöchern
oder im Schlamme zu.
Bekanntlich sind die meisten Glieder der Frosch- und Krötensamilie sehr
musikalisch. Der schwermütige Gesang der Kreuzkröten oder Unken hallt aus
der Eutsernung am schönen Sommerabend sehr lieblich daher, kann aber in ,
der Nähe durch sein ununterbrochenes Einerlei äußerst lästig werden. Eben so
unermüdlich läßt der grüne Wasserfrosch seine quarrende Stimme erschallen,
während man das Murren des Grassrosches nur zeitweise hört. Die meisten
von ihnen, besonders die lauteren, blasen während des Gesanges an der untern
Seite der Kehle die Haut zu einer großen Blase auf. In Karolina in der
nordamerikanischen Union giebt es gar einen Frosch, dessen Ton dem fernen (
Gebrüll eines Ochsen gleicht und der daher der Ochsenfrosch heißt.
172. Der Seidenspinner.
Nach Hermann Malius.
Unter allen Schmetterlingen, welche man mit dem Namen „Spinner"
bezeichnet, ist keiner an Bedeutung und Verbreitung dem Seidenschmetterling
zu vergleichen. Er hat in der That eine weltgeschichtliche Bestimmung; denn
der von ihm gelieferte Webstoff nimmt eine noch immer wachsende Wichtigkeit
im Weltverkehr ein; seine Hervorbringnng beschäftigt ganze Völkerstämme, sein
Besitz bereichert ganze Länder.
Das schmucklose Insekt stammt ursprünglich aus den Maulbeerwäldern
Chinas, ist aber längst auch nach Südeuropa übergesiedelt, um hier in treib
hausartiger Temperatur und unter dem wachsamen Auge der Züchter sich fort¬
zupflanzen und zu vermehren. Jedes Weibchen legt 4—öOO Eier, und es
gehören ihrer mindestens 20 000 zu einem Lot; denn sie haben kaum die
Größe eines Mohnkornes. Der Anblick dieser „Körner" läßt freilich den Be¬