XXI. Epigramm, Rätsel.
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Nur in die Furche der Zeit bedenkst du
dich Taten zu streuen,
Die, von der Weisheit gesät, still für
die Ewigkeit blühn?
Fr. v. Schiller.
294. Freund und Feind. (1796.)
Teuer ist mir der Freund, doch auch den
Feind kann ich nützen:
Zeigt mir der Freund, was ich kann,
lehrt mich der Feind, was ich soll.
Fr. v. Schiller.
295. Wissenschaft. (1796.)
Einem ist sie die hohe, die himmlische
Göttin, dem andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter
versorgt.
Fr. v. Schiller.
296. Demut. (1815.)
Seh' ich die Werke der Meister an,
So seh' ich das, was sie getan;
Betracht' ich meine Siebensachen,
Seh' ich, was ich hätt' sollen machen.
I. W. v. Geliert.
297. Dem Ackermann.
Flach bedecket und leicht den goldenen
Samen die Furche,
Guter! die tiefere deckt endlich dein
ruhend Gebein.
Fröhlich gepflügt und gesät! Hier keimet
lebendige Nahrung,
Und die Hoffnung entfernt selbst von
dem Grabe sich nicht.
I. W. v. Goethe.
298. Aufmunterung.
Schön ist's, Großes zu tun und Unsterb¬
liches. Fühl'es, o Jüngling!
Früh von der Stirn mühvoll rinne der
männliche Schweiß;
Aber vergiß niemals, daß stets die ge¬
schwätzige Trägheit,
Wertlos, ohne Verdienst, große Ver¬
dienste beschmutzt!
A. v. Platen.
299. Hoffnung und Geduld.
Hoffnung ist ein fester Stab,
Und Geduld ein Reisekleid,
Ta man mit durch Welt und Grab
Wandert in die Ewigkeit.
Logau.
300. Grabschrift Kästners auf sich selbst.
Von Müh' und Arbeit voll, kam mehr als
hoch mein Leben,
Doch froh in dessen Dienst, der Trieb und
Kraft verleiht;
Im Glauben an den Sohn, der sich für
uns gegeben,
Ging ich getrost zur Ewigkeit.
A. G. Kästner.
301. Rätsel. (1802.)
Wie heißt das Ding, das wen'ge schätzen?
Doch ziert's des größten Kaisers Hand!
Es ist gemacht, um zu verletzen;
Am nächsten ist's dem Schwert ver¬
wandt.
Kein Blut vergießt's und macht doch
tausend Wunden;
Niemand beraubt's und macht doch reich;
Es hat den Erdkreis überwunden,
Es macht das Leben sanft und gleich.
Die größten Reiche hat's gegründet,
Tie ältsten Städte hat's erbaut:
Doch niemals hat es Krieg entzündet,
Und Heil dem Volk, das ihm vertraut!
Fr. v. Schiller. (Pflug.)