Full text: [Teil 3 = Quarta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quarta, [Schülerband])

102 Darstellungen aus der griechischen und römischen Geschichte. 
waren mit Flüchtlingen bedeckt, welche Kissen über den Kopf gelegt 
und mit Leintüchern festgebunden hatten, um sich gegen den fallenden 
Auswurf, namentlich gegen die Bimssteinslücke zu schützen. Zugleich 
wallte das Meer, daß Schiffe von ihren Ankern gerissen wurden; 
dann erfolgte ein Krachen, als ob die Berge einstürzten, und ein 
Feuerstrom, von schwarzem Dampf umhüllt, ergötz sich vom Berge 
herab mehr nach Westen hin. Als am dritten Tage endlich die Sonne 
wieder durchdrang, wenn auch mit mattem Scheine, wie bei einer 
Sonnenfinsternis, da beleuchtete sie eine ganz veränderte Gegend; 
denn Herkulaneum, Pompeji, Stabiä, alle die Dörfer, Landhäuser und 
Weinpflanzungen waren von der Erdoberfläche verschwunden. Wei߬ 
liche Asche lag, gleich einer winterlichen Schneedecke, über einem weiten 
Totenfelde, wo sich kein Leben mehr regte. 
Viele Jahrhunderte lagen die genannten Orte unter ihrer Aschen¬ 
decke, keine Spur mehr war von ihnen sichtbar, ja das Andenken an 
die ehemals blühenden Städte war fast geschwunden. Da wurde im 
Jahre 1709 Herkulaneum aufgefunden und 1748 Ponlpeji beim Anlegen 
eines Weinberges, wobei man auf einen minder tief verschütteten 
Teil des Gemäuers stietz. Von Herkulaneum hat man nur wenige 
Gebäude blotzgelegt, da es bis zu 30 Meter hoch von dem Schlamm¬ 
strom überdeckt ist, dessen verhärtete Masse nur mühsam durchbrochen 
werden kann. Zudem sind auf dieser Schicht die neuen Orte Portici 
und Resina entstanden, die man weder durch Sprengungen noch durch 
weitere Unterhöhlung gefährden darf. Pompeji dagegen, das lediglich 
durch den Stein- und Aschenregen verschüttet wurde, ist von dieser leich¬ 
teren Decke zum großen Teile befreit worden und gibt uns ein ziemlich 
deutliches Bild altrömischen Lebens und Treibens. Die planmäßig vorge¬ 
nommenen Ausgrabungen haben bis jetzt etwa zwei Drittel der Stadt 
bloßgelegt und Tausende von Gegenständen, Statuen, Schmucksachen, 
Hausgerät, zutage gefördert; in einem Hause fand man 700 Gold- 
und Silbermünzen aus der Konsular- und der Kaiserzeit, in einem 
anderen zog man aus dem großen Backofen 70 Zwei-Pfund-Vrote 
hervor. Nachdem sie beinahe 1800 Jahre darin gestanden, kamen sie 
in ihrer ursprünglichen Gestalt, wenn auch mit veränderter Farbe, 
heraus. Die Poren im Inneren waren noch deutlich zu erkennen, aber 
die Krumenbeftandteile waren so ausgetrocknet, daß sie, zwischen den 
Fingern zerrieben, zu Asche zerstoben. Auch mehr als 600 Skelette 
von Menschen sind in der festgewordenen Asche wohlerhalten aufge¬ 
funden worden. Freilich ist die Ausbeute an Kunst- und Wertgegen¬ 
ständen nicht so bedeutend, wie man erwarten sollte; die überlebenden 
Bewohner haben bei ihrer Flucht eben Geld, Kostbarkeiten und andere 
leicht bewegliche Habe mit sich fortgeführt, und man hat auch nach der 
Verschüttung wiederholt durch den Schutt zu den Häusern sich hinab¬ 
gearbeitet und die wertvolleren Gegenstände, die man darin fand, ans
	        
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