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7. Immer forschend unerschrocken,
Zn gewinnen edlen Fund,
Senkst du deine Taucherglocken
In der Wahrheit tiefsten Grund,
Sammelst an verborgnem Riffe
Einen reichen Perlenkranz,
Aller Wissenschaft Begriffe
Leuchtend in des Wortes Glanz.
8. Ja, so weit als die Gedanken
Fliegst du deinen hohen Flug,
Schwebend über engen Schranken
Wie der Wandervögel Zug;
Weltumfassend sei dein Streben
Wie des Himmels blaue Flur,
Reich und rege wie das Leben,
Groß und frei wie die Natur!
Ludw. Adolf Stöber.
114. Min Modersprak.
1. Min Modersprak, wa klingst du
schön!
Wa büst du mi vertrat!
Weer ok min Hart as Stahl un Steen,
Du drevst den Stolt berat.
2. Du bögst min stiwe Nack so
licht
As Moder mit ebrn Arm,
Du sichelst1) mi umt Angesicht,
Und still is alle Lärm.
3. Ik fühl mi as en lüttjct2)
Kind,
De ganze Welt is weg.
Du pust mi as en Vörjahrswind
De kranke Boss3) torecht.
4. Min Obbe4) folt mi noch de
Hann’
Und seggt to mi: „Nu be !“
Un „Vaderunser“ fang ik an,
As ik wul froher de.
5. Un fohl so deep: dat ward
verstan,
So spricht dat Hart sik ut;
Un Rau vun’n Himmel weiht mi an,
Un allns is wedder gut!
6. Min Modersprak, so slicht un
recht,
Du ole frame Red!
Wenn blot en Mund „min Vader“
seggt,
So klingt mi’t as en Bed.5).
7. So herrli klingt mi keen Musik
Un singt keen Nachtigall;
Mi lopt je glik in Ogenblick
De hellen Thran hendal6).
Klaus Groth.
*) fächelst, streichelst 2) kleines 3) Brust 4) Vater. 5) Gebet 6) Hinab.
115. Ter Triumphbogen des Marius.
1. Wo man nach Welschlnnd pilgert, wo Alpen starren empor,
Da winkt mit ernstem Gruße ein altes Rvmerthor.
O deutscher, deutscher Wandrer, betracht es dir mit Fleiß!
Siehst du das Bildwerk droben, und wird das Blut dir heiß?