Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

10 
17. „Erbarmen, Herr, Erbarmen! 
Laßt 
Mein armes, stilles Vieh in Ruh! 
Bedenket, lieber Herr, hier grast 
So mancher armen Witwe Kuh. 
Ihr Eins und Alles spart der Armen! 
Erbarmen, lieber Herr, Erbarmen!" 
18. Der rechte Ritter sprengt 
heran 
Und warnt den Grafen sanft und gut; 
Doch baß hetzt ihn der linke Mann 
Zu schadenfrohem Frevelmut. 
Der Graf verschmäht des Rechten 
Warnen 
Und läßt vom Linken sich umgarnen. 
19. „Verwegner Hund, der du mir 
wehrst! 
Ha, daß du deiner besten Kuh 
Selbst um- und angewachsen wärst 
Und jede Vettel noch dazu! 
So sollt es baß mein Herz ergehen. 
Euch stracks ins Himmelreich zu 
hetzen. 
20. Hallo, Gesellen, drauf und 
dran! 
Jo! Doho! Hussa, hussa!" 
Und jeder Hund fiel wütend an, 
Was er zunächst vor sich ersah. 
Bluttriefend sank der Hirt zur Erde, 
Bluttriefend Stück für Stück die 
Herde. 
21. Dem Mordgewühl entrafft sich 
kaum 
Das Wild mit immer schwächerm 
Lauf. 
Mit Blut besprengt, bedeckt mit 
Schaum 
Nimmt jetzt des Waldes Nacht es auf. 
Tief birgt sichs in des Waldes Mitte 
In eines Klausners Gotteshütte. 
22. Risch ohne Rast mit Peitschen¬ 
knall, 
Mit Horrido und Hussnssa 
Und Kliff und Klaff und Hörnerschall 
Verfolgts der wilde Schwarm auch da. 
Entgegen tritt mit sanfter Bitte 
Der fromme Klausner vor die Hütte. 
23. „Laßab,laßabvondieserSpur! 
Entweihe Gottes Freistatt nicht! 
Zum Himmel ächzt die Kreatur 
Und heischt von Gott dein Strafge¬ 
richt. 
Zum letztenmale laß dich warnen. 
Sonst wird Verderben dich umgar¬ 
nen !" 
24. DerRcchtesprengtbesorgtheran 
Und warnt den Grafen sanft und gut; 
Doch baß hetzt ihn der linke Mann 
Zu schadenfrohem Frevelmut. 
Und wehe! trotz des Rechten Warnen 
Läßt er vom Linken sich umgarnen. 
25. „Verderben hin, Verderben 
her! 
Das", ruft er, „macht mir wenig 
Graus. 
Und wenns im dritten Himmel wär, 
So acht ichs keine Fledermaus. 
Mags Gott und dich, du Narr, ver¬ 
drießen, 
So will ich meine Lust doch büßen!" 
26. Er schwingt die Peitsche, stößt 
ins Horn: 
„Hallo, Gesellen, drauf und dran!" 
Hui! schwinden Mann und Hütte 
vorn, 
Und hinten schwinden Roß und 
Mann; 
Und Knall und Schall und Jagdge- 
brülle 
Verschlingt auf einmal Totenstille.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.