Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

für Töchter von Offizieren und Beamten verdankt seine Blüte ihrer 
Anregung und thatkräftigen Unterstützung, ebenso der Kaiserin Augusta- 
Verein zur Unterstützung verwaister Töchter von Offizieren und Militär- 
beamten, die im Kriege gefallen sind. Eine vorzügliche Teilnahme wendete 
sie Lehr- und Erziehungs-Anstalten zu, von denen hier nur das Kaiserin 
Augusta-Gymnasium zu Charlottenburg und die mit einem Lehrerinnen- 
Seminar verbundene Augusta-Schule zu Berlin angeführt sein mögen. 
Zahlreich sind die Vereine und Anstalten, über welche die Kaiserin das 
Patronat übernommen hatte. 
Eine schöne Straße im Westen Berlins hat nach der Kaiserin den 
Namen. Aber ein viel unvergänglicheres Denkmal hat sich die hohe Frau in 
den Herzen aller gesetzt durch die immerwährende, warme Teilnahme, die sie 
jeglicher Bestrebung auf dem Gebiete der Wohlthätigkeit entgegenbrachte. Ob 
cs das zu internationaler Bedeutung gediehene gewaltige Unternehmen des 
roten Kreuzes war, ob es sich um die Volksküchen handelte, die zu segcn- 
bringcnder Hülfe für Millionen geworden, ob es der Hygieine-Ausstellung 
oder der langersehnten Einrichtung der Sanitätswachen galt, überall war sie 
bereit den Kranken, den Notleidenden, den Verwundeten zu helfen. Ihre 
Teilnahme fragte nicht nach Stand und Glauben. Dem katholischen Hospital 
und dem jüdischen Waisenhause stattete sie ebenso gut ihre Besuche ab wie 
den evangelischen Krankenhäusern. Neben dieser segensreichen Thätigkeit für 
die Allgemeinheit aber waltete im stillen ihr liebevolles Eingreifen in das 
Geschick manches einzelnen, durch welches oft auch die Existenz ganzer 
Familien gerettet worden ist. 
Bis in ihr hohes Alter genoß die Kaiserin eines fast ungetrübten Glückes. 
An dem Ruhm ihres erlauchten Gemahles hatte sie ihr vollgemcssenes Teil, 
sic freute sich des herrlichen Sohnes, der heranblühendcn Enkelkinder. Als 
ihr ein erschütterndes Schicksal rasch nacheinander den Gemahl und den 
Sohn entriß, fand sie in der Einsamkeit und im Glauben an ein Wiedersehen 
nach dem Tode Trost und Zuversicht. Am 7. Januar 1890 hat sie ihr müdes 
Haupt zur ewigen Ruhe niedergelegt. Ihre sterblichen Überreste birgt das 
Mausoleum zu Charlottcnburg, ihr Andenken bleibt im Segen. 
221. Alfred Krupp. 
Am 8. Oktober 1826 spielte sich in einem ärmlichen Häuschen vor dem 
Limbeckcr Thor der Stadt Essen eine rührende Szene ab. Ein von Sorge 
und Entbehrung gebrochener erst 39jährigcr Mann übergab sterbend seinem 
ältesten, vierzehnjährigen Sohne das kostbare Geheimnis der Stahlbercitung, 
das er in jahrelanger rastloser Arbeit ergründet hatte, dessen Früchte zu
	        
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