§40.
Der Siebenjährige Krieg, Ursache und Anlaß.
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§ 40. Ursache und Anlaß. Da Maria Theresia auch nach dem tJipcl0JJ^
Dresdener Frieden auf ihren Herzenswunsch, Schlesien wiederzugewinnen, Bereitungen,
noch nicht verzichtete, arbeiteten ihre Staatsmänner daran, einen neuen
Krieg gegen Preußen vorzubereiten und ihrer Monarchie durch Bündnisse
mit den großen Mächten eine so starke Stellung zu geben,' daß man sich
einen günstigen Ausgang des Krieges versprechen durfte. In der Tat
gelang es dem Grafen Kaunitz/ den sie 1753 zu ihrem Kanzler machte,
nachdem er vorher bereits als österreichischer Gesandter in Paris für den
glaubensverwandten Kaiserstaat Stimmung gemacht hatte, mit Rußland
und Frankreich Allianzen gegen Preußen zustande zu bringen.
An Rußland hatte der junge Preußische Staat einen entschiedenen Rußland.
Gegner. Nicht nur die persönliche Feindschaft der Kaiserin Elisabeth
und ihres Kanzlers Bestnschew gegen Friedrich II., sondern auch große
politische Interessen waren dabei im Spiele. Seitdem Peter der Große
der russischen Macht den Weg nach Westen gewiesen hatte, drängte sie in
dieser Richtung vorwärts; man plante, dem Königreiche Polen Kurland
zu nehmen und es durch Ostpreußen zu entschädigen; aber jeder Aus-
dehuung nach Westen stand die junge starke Macht in Norddeutschland
im Wege. Deshalb trat Rußland schon 1746 auf die Seite Österreichs
und schloß mit ihm ein Verteidigungsbündnis.
Durch das Einvernehmen der beiden Mächte fühlte sich der König Französisch-
zunächst nicht bedroht, sondern hielt sich durch sein Bündnis mit Frank- SS
reich für vollkommen gedeckt. Als jedoch im Jahre 1755 in Nordamerika krieg,
ein französisch-englischer Krieg um den Besitz des Ohiobeckens
ausbrach, gelangte Kaunitz zu seinem Ziele, die Verbindung zwischen dem
Hofe von Versailles und dem von Potsdam zu lösen.
England hatte beim Ausbruch dieses Krieges mit Rußland einen
Vertrag abgeschlossen, in dem ihm 70000 Mann zur Verteidigung von
Hannover zur Verfügung gestellt wurden. Da die Sicherheit Preußens
durch das Auftreten eines russischen Heeres in unmittelbarer Nähe seiner
Staaten gefährdet worden wäre, schloß Friedrich mit England den Ver-Bertrag von
trag von Westminster, in welchem sich beide Mächte verpflichteten,
die Neutralität Deutschlands aufrechtzuerhalten. Friedrich beabsichtigte
durch diesen Vertrag, die Russen von Norddeutschland fernzuhalten, und
hoffte zugleich, mit Hilfe des englischen Einflusses in Petersburg seine
eigenen Beziehungen zu diesem Hofe zu verbessern. Diese Hoffnung er-
wies sich jedoch als trügerisch, da gerade damals Englands Einfluß am
russischen Hofe im Sinken war. Andrerseits war der Hof zu Versailles
über das preußisch-euglische Bündnis sehr verstimmt, obwohl Friedrich
keinen Akt der Feindseligkeit gegen Frankreich damit beabsichtigt hatte.
Daher gelang es Kaunitz mit Unterstützung der Marqnise von Pom¬
padour, Ludwig XV. auf die Seite Österreichs zu ziehen und zum
Abschlüsse eines Verteidigungsbündnisses zu gewinnen. Hiermit war auch
1 Er wurde nach dem Siebenjährigen Kriege in den Fürstenstand erhoben.
Pfeifer, Geschichte. VI. E. c