Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

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222. Großherzog Friedrich von Baden. 
Nächst unserm Kaiser ist kein deutscher Fürst so oft nach unserm Elsaß- 
Lothringen gekommen, keiner hat so warmes Interesse für das Gedeihen 
unseres Landes bekundet, und keinem kommt die Bevölkerung mit solchem 
Vertrauen entgegen wie dem Großherzog Friedrich von Baden. In diesem 
Vertrauen wetteifern die Elsässer mit ihren Nachbarn im Großherzogtnm 
Baden, die den ersten Anspruch darauf haben, dem Herzen und dem Thron 
ihres Fürsten zunächst zu stehen. Großherzog Friedrich wurde am 9. Sep¬ 
tember 1826 in Karlsruhe geboren und als 26jähriger Mann in böser Zeit 
zur Regierung seines Heimatlandes berufen. Ein Aufruhr hatte das schöne 
Land verwüstet-, und dem jungen Fürsten fiel die schwere Aufgabe zu, Ver¬ 
trauen zu erwecken bei denen, die noch kurz zuvor in Haß und Abneigung 
die Hände wider einander erhoben hatten. Dieser Aufgabe hat Großherzog 
Friedrich sein Leben geweiht, und Gotjcs Segen ist sichtbar mit ihm gewesen, 
so daß wir die Wirkung seinen edlen Thuns weit über die Grenzen seines 
eignen Hcimatstants hinaus empfinden. Wie er in väterlicher Treue über 
dem Wohle seines Landes wacht und jede Einrichtung, die dem Besten seiner 
Badener dient, nach Kräften fördert, so steht ihm in seinem Hanse seine edle 
Gattin, die Tochter Kaiser Wilhelms I., zur Seite, sie selbst ein Vorbild 
aller fürstlichen und bürgerlichen Tugenden. 
Nicht bloß durch Familienbande ist Großherzog Friedrich mit dem 
kaiserlichen Geschlechte der Hohcnzollern verbunden. Von Anfang an hatte 
er die Überzeugung, daß er das Wohl seiner engern Heimat nur im Anschluß 
an den stärksten der deutschen Staaten, an Preußen, finden könne. Dieser 
Anschluß ward ihm freilich dadurch erschwert, daß ja das Land, räumlich 
von Preußen getrennt, in nächster Nähe solcher deutschen Länder liegt, die 
sich vor dem Jahre 1866 mehr an Österreich angeschlossen hatten. Trotzdem 
blieb der Großherzog dem als richtig erkannten Gedanken treu, daß nur im 
Anschluß an Preußen eine Einigung der deutschen Länder möglich sein werde. 
Als daher int Sommer 1863 der Kaiser Franz Josef eine Zusammenkunft 
der deutschen Fürsten in Frankfurt am Main veranstaltete und alle dort 
erschienen waren bis auf König Wilhelm von Preußen, vertrat der Groß- 
hcrzog Friedrich nachdrücklich den Grundsatz, daß eine Neugestaltung 
Deutschlands ohne Mitwirkung Preußens nicht gelingen könne, und daß nicht 
bloß durch eine Vereinigung der Fürsten, sondern auch durch eine gemeinsame 
Thätigkeit des Volkes diese Einheit herbeizuführen sei. So verlief der Frank¬ 
furter Fürstentag erfolglos, und als nun im Jahre 1866 der Gegensatz 
zwischen Preußen und Österreich zum blutigen Austrag mit den Waffen 
kam, befand sich der Großherzog in der Übeln Notwendigkeit, bloß wegen 
seiner Nachbarn seine badischen Truppen gegen Preußen zu führen. Der
	        
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