Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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II. Erzählungen. 
21-23. Die Orestie. 
1. Die Ermordung Agamemnons. 
Aus dem blutbefleckten Geschlechte des Tantalos stammte der Atride 
Agamemnon. Seinen Vater Atrcus, den König von Mykenä, hatte der eigene 
Bruder Thyestcs mit Hülfe seines Sohnes Ägisthas meuchlerisch erschlagen 
und sich der Herrschaft bemächtigt. Atrcus' Söhne Agamemnon und Mcnc- 
laos waren als Flüchtlinge aus ihrer Heimat nach Sparta gekommen und 
hatten, als sic erwachsen waren, den Oheim und Vetter wieder aus dem 
väterlichen Reiche vertrieben. Menelaos heiratete später die wegen ihrer 
Schönheit berühmte Helena, die Tochter des Königs Tyndarcos von Sparta, 
und erbte von seinem Schwiegervater dessen Thron. Agamcnnwn erwarb zu 
seinem eigenen Reiche noch Korinth und Sikyon nebst einem großen Teil 
der Rordküstc des Peloponneses hinzu und ward der mächtigste Herrscher in 
Griechenland, so daß die Griechen ihn bei ihrem Zuge nach Troja als Ober¬ 
könig an die Spitze des Heeres stellten. 
Aber während Agamemnon und die übrigen griechischen Helden vor 
Troja in rühmlichem Kampfe sich mühten, bereitete sich in seiner Residenz 
Argos das Verderben vor. Der falsche Ägisthos verleitete, von Rachedurst 
beseelt, die Königin Klytämncstra zur Untreue gegen ihren Gemahl, führte sie 
als Gattin in sein Haus und riß zugleich die Regierung im Reiche Agamcm- 
nons an sich. Um von der Heimkehr ihres rechtmäßigen Gemahls nicht 
unvorbereitet überrascht zu werden, ließ Klytämncstra einen Diener auf den 
Zinnen der Königsburg Wache halten unb nach den Feuerzeichen ausschauen, 
durch welche Agamemnon ihr den Sieg über Troja von Berge zu Berge ver¬ 
künden zu lassen versprochen hatte. Nach mehreren Jahren ward endlich das 
verheißene Signal in der Ferne sichtbar, und bald nachdem der Wächter die 
Kunde in den Palast gebracht hatte, erschien ein von Agamemnon voraus- 
gesandter Herold und meldete dessen nahe Ankunft. Nicht lange dauerte cs, da 
nahte sich auf goldgcschmücktcm Wagen der siegreiche König; an seiner Seite 
saß tiefgebeugt die unglückliche Seherin Kassandra, des Priamos Tochter,
	        
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