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III. Geschichte.
41. Die ägyptischen Pyramiden.
Mehr als zweitausend Jahre vor der Erbauung Noms, und lange bevor
man die Namen Athen und Sparta kannte, erstanden im äußersten Nordostcn
von Afrika riesenhafte Baudenkmäler, die noch jetzt, nachdem mehr als vier¬
tausend Jahre an ihnen vorübergegangen sind, das Herz des Reisenden mit
Staunen und Bewunderung erfüllen. Wer hätte nicht schon von den ägypti¬
schen Pyramiden gehört? Etwa siebzig an der Zahl, erheben sie sich auf der
Sandfläche bei Memphis über dem linken Nilnfer, mehr oder weniger gut
erhalten. Darunter ist besonders eine merkwürdig. Sie ist eins der riesigsten
Bauwerke der Erde, denn sic mißt an jeder Seite der Basis 240, in der Höhe
150 Meter und enthält gegen 3 Millionen Kubikmeter Mauerwerk. Und
dieser gewaltige Koloß ist zu keinem andern Zweck errichtet worden, als um
den Sarg des Cheops aufzunehmen! Dieser König ließ zuerst einen langen,
achtzehn Meter breiten Weg aus geglätteten Steinen bauen, um die Mauer¬
steine von den östlichen Bergen nach dem Nil und jenseits nach dem Abhang
der libyschen Wüste herüberzuschaffen. An dieser Straße arbeiteten 100 000
Menschen in hartem Frohndienst zehn Jahre lang. Weitere zwanzig Jahre
nahm der Bau der Pyramide selbst in Anspruch. Sie ward wie eine Treppe
in Absätzen und Stufen aufgeführt, und als sic hoch genug war, wurden die
Absätze von oben herab mit geglätteten Steinen belegt, deren keiner weniger
als 9 Meter lang ist. So staunenswerte Werke bauten die alten Könige
Ägyptens als ein unvergängliches Denkmal ihrer Macht und Größe. Aber
wie kam es denn, daß zu jener Zeit schon Menschen genug in Ägypten vor¬
handen waren, um solche Riesenbantcn zu fördern, und wie hatten sie die
Geschicklichkeit erworben so dauerhafte Werke zu schaffen ?
Ägypten verdankt seine Fruchtbarkeit allein dem Nil. In der Thalsenke
dieses Flusses hat sich 3 —4 Stunden breit und IO Meter tief eine fette
Schlammschicht gebildet, und außerdem düngen die regelmäßigen Über¬
schwemmungen des Flusses die umliegenden Felder. Um die Mitte Juni
steigt der Nil und erreicht seinen höchsten Stand in der Mitte des Monats
September. Vierzehn Tage bleibt er auf dieser Höhe und fällt dann allmählich
wieder bis zu Ende Oktober. Er hat dann ringsum das weite Thal mit