Dritte Abtheilung.
Geschichtsbilder.
47. Lykurg und die Spartaner.
Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta oder La-
cedämon. Auf Reisen lernte er die Gesetze anderer Völker ken¬
nen, ebenso die Gedichte Homer's (Ilias und Odyssee), die er
mit nach Griechenland brachte. Bei seiner Zurückkunft war Un¬
frieden und Unordnung im Lande, und darum beschloß er, seinem
Volke eine Verfassung zu geben, unter der Alle, der König wie
der gemeinste Bürger, ihre gesummte Thätigkeit der Beförderung
des allgemeinen Wohles widmen sollten. Bevor er aber an's
Werk ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem Gotte sein
Opfer und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu
werden, einen gesegneten Erfolg haben werde. - Der Orakelspruch
ermuthigte ihn. Um ein anderes Geschlecht von Menschen nach¬
zuziehen, machte er nun solche Anstalten, bei denen zu erwarten
war, daß es hinfort nur gesunde und kraftvolle Menschen in
Sparta geben werde. Nur kräftige Kinder wurden auferzogen,
und mißgestaltete und schwächliche in eine Kluft geworfen. Die
Erziehung war streng und abhärtend. Die Kinder wurden nicht
warnt eingehüllt; man gewöhnte sie früh an geringe Kost; sie
mußten lernen allein fein,, ohne sich zu fürchten und ohne zu
schreien. Nach dem siebenten Altersjahre durfte der Knabe nicht
mehr im elterlichen Hause bleiben, sondern er kam unter die Auf¬
sicht der Obrigkeit und wurde öffentlich erzogen. Ihre Uebungen,
Spiele und ihr ganzes Leben war alsdann gemeinschaftlich. Wis¬
senschaft und Kunst war in Sparta nicht geachtet. Aller Unter¬
richt und die ganze Erziehung war nur darauf berechnet, daß die
Knaben willigen Gehorsam und Ausdauer lernten, um einst dem
Feinde muthig entgegentreten zu können. Die Knaben mußten
sich im Laufen, Ringen und Werfen üben, und zwar warfen sie
theils mit runden metallenen Scheiben, theils mit dem Wurfspieß
nach dem Ziele. Alle Tage badeten sie sich im Flusse Eurotas
Schuhe waren ihnen nicht gestattet, wenn gleich die Erwachsenen
Sandalen trugen.