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68. Drufus' Tod.
Von Karl S i m r o ck.
1. Drufus ließ in Deutschlands
Forsten
Goldne Römeradler horsten;
An den heil'gen Göttereichen
Klang die Axt mit freveln Streichen.
2. Siegend fuhr er durch die Lande,
Stand schon an der Weser Strande,
Wollt' hinüber jetzt verwegen.
Als ein Weib ihm trat entgegen.
3. Übermenschlich von Gebärde,
Drohte sie dem Sohn der Erde:
„Kühner, den der Ehrgeiz blendet.
Schnell zur Flucht den Fuß gewendet!
4. Jene Marken unsrer Gauen
Sind dir nicht vergönnt zu schauen,
Stehst ani Markstein deines Lebens;
Deine Siege sind vergebens.
5. Säumt der Deutsche gerne lange,
Nimmer beugt er sich dem Zwange!
Schlummernd mag er wohl sich strecken;
Schläft er, wird ein Gott ihn wecken."
6. Drusus, da sie so gesprochen.
Eilends ist er aufgebrochen.
Aus den Schauern deutscher Haine
Führt er schnell das Heer zum Rheine.
7. Vor den Augen sieht er's flirren,
Deutsche Waffen hört er klirren,
Sausen hört er die Geschosse,
Stürzt zu Boden mit dem Rosse.
8. Hat den Schenkel arg zerschlagen,
Starb den Tod nach dreißig Tagen.
Also wird Gott alle fällen,
Die nach Deutschlands Freiheit stellen.
6lN Dir Schlacht bei Zülpich.
Von Karl S i m r o ck.
1. Chlodewig der Frankenkönig sah in Zülpichs heißer Schlacht,
Daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht.
2. Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich auf stolzem Roß,
Und man sah chn herrlich ragen vor den Edeln, vor dem Troß.
3. Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur,
Ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr:
4. „Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt!
So du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt,
6. „Hilf mir dieses Volk bezwingen, gib den Sieg in meine Hand,
Daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand.
6. „Sieh, so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen bau'n
Und die edeln Franken lehren, keinem Gott als dir vertrau'n."
7. Sprach es, und aus Wolken leuchtend bricht der Sonne voller Strahl,
Frischer Mut belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl.
8. Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reihn,
lind die Franken, siegesmutig, stürzten jauchzend hinterdrein.
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