Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Heiland lehrte, brannte nieder. Die Stellen, wo der Erlöser litt und starb und 
auferstand, lassen sich kaum noch mit einiger Wahrscheinlichkeit, geschweige mit 
Gewißheit nachweisen. Zwar verkündet Jerusalem sich durch das Großartige 
seiner Anlage noch immer als Herrscherin und Königsstadt; zwar zeigt sie sich 
aus der Ferne, namentlich vom Ölberg herab gesehen, mit ihren stattlichen Be¬ 
festigungsmauern und Türmen, mit ihren an den Hügeln emporgebauten Häusern, 
deren Platte Dächer von zahllosen runden Kuppeln überwölbt sind, mit allen 
Minarets, Klostergebäuden und Kirchen und mit der großen glänzenden Moschee 
noch immer als Prachtstadt; allein die alte Herrlichkeit ist längst entschwunden. 
Jerusalem, dessen Name einen Wohnort des Friedens bezeichnet, ist so wie 
Hebron eine uralte Stadt des heiligen Landes. Das alte Testament sagt nichts 
davon, wer sie erbaute, erwähnt ihrer aber unter dem Namen von Salem schon 
in den Erzählungen aus Abrahams Zeiten. Als Abraham seinen Anverwandten 
Lot aus der Gefangenschaft befreit hatte und mit Aner, Eskol und Mamre von 
der Verfolgung Kedor Laomors wieder heimkehrte, brachte Melchisedek, der König 
von Salem, den Verbündeten Brot und Wein zur Erquickung und segnete den 
Erzvater. Zu Josuas Zeiten wohnten Jebusiter in Jerusalem. Die Stämme 
Juda und Benjamin kämpften gegen sie, aber nicht mit dem gewünschten Erfolge, 
und mußten es zugeben, daß Jcbusi ter>nter ihnen wohnen blieben. David war 
glücklicher. Nachdem^ihn die Ältesten von Israel in Hebron zum König über 
ihr Volk gesalbt hatten, zog er mit bewaffneten Scharen nach Jebus, d. i. Je¬ 
rusalem. Schon damals war Zion stark befestigt. Die Jebusiter, denen die 
Burg gehörte, sprachen zu David: „Du wirst nicht hier hereinkommen. Blinde 
und Lahme werden dich abtreiben." Aber Zion wurde erobert und seitdem Davids 
Stadt genannt. Salomo verschönerte die Stadt und legte durch Erbauung des 
prächtigen Tempels, der zum Mittelpunkte des mosaischen Gottesdienstes wurde, 
den eigentlichen Grund zu ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung.! 
Spätere Könige richteten ihr Augenmerk besonders aus Verteidigungswerke, 
die unter Hiskias Regierung so stark waren, daß Sanherib, der König von 
Assyrien, die Stadt vergeblich belagerte. Gleichwohl widerstand sie später nicht 
dem Andrängen der Feinde, von denen wir nur Nebukadnezar, Alexander den 
Großen und Titus nennen wollen, der im Jahre 70 n. Chr. die Stadt in einen 
Trümmerhaufen verwandelte. Älius Hadrianus ließ um 135 n. Chr. die Stadt 
aus den Trümmern wieder aufbauen. Sie wurde dem Jupiter vom Kapitol 
geweiht und zu Ehren des Gottes und zugleich des Kaisers „Colonia Aelia 
Capitolina“ genannt. An der Stelle des jüdischen Tempels entstand ein Tempel 
des kapitolinischen Jupiter, den Hadrian mit zwei seiner eigenen Statuen schmückte. 
Das hadrianische Gebäude scheint sich nicht lange erhalten zu haben; indes ist es 
nicht bekannt, wann und bei welcher Gelegenheit es wieder unterging. Eine 
Reiterstatne des Kaisers stand noch in den Tagen des heiligen Hieronymus, der 
420 starb, an der Stelle, die für den Ort des Allerheiligsten gehalten wurde. 
Jerusalem, der alte Name, geriet nach jenen Veränderungen fast in Ver¬ 
gessenheit und kam erst zwei Jahrhunderte später unter der Regierung Konstantins 
des Großen wieder in Gebrauch. Die Juden dursten sich auf Hadrians Verbot 
bei Todesstrafe der neuen Stadt nicht nähern. Erst unter Konstantin dem
	        
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