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32. Pflanzen und Tiere in Indien.
Ohre bleibt ein langer, zusammengedrehter Zopf hängen. Diese Ge—
stalten, sowohl Männer, als Weiber, darf man sich fast nicht anders
denken als auf mageren, raschen Pferden und in steter Bewegung.
Mauer.
32. Pflanzen und Tiere in Indien.
1. Zuckerrohr, Reis, Bambus. Wer hält es der Mühe für
wert, einen Grashalm zu betrachten? Er ist ja so gemein und gering
geachtet, daß man ihn nicht eines Blickes würdigt. Aber ist der Halm, der
den schweren Fruchtinopf tragen kann, ohne zu zerbrechen oder umzusinken,
nicht ein Wunderbau? Hast du schon einmal das Innere der Roͤhre mit
den Zellen und Fasern für den auf- und absteigenden Saft betrachtet?
Wie wichtig ist das unscheinbare Gras für den Wohlstand des
Landes! Wenn die Heuernte mißrät, wie klagt da der Landmann! Und
unsre Getreidearten sind sie nicht auch nur Gräser? Ihnen verdanken wir
unsre unentbehrlichsten Nahrungsmittel. Aber auch den Zucker und den
Reis liefern uns Gräser!
Das Zuckerrohr gleicht einem großen Schilfe. Sein Halm wird bis
über 3 Meter hoch und besteht wie bei allen Gräsern aus kurzen Gliedern,
die durch Knoten begrenzt werden. Bei jedem Knoten entspringen die langen,
schilfartigen, den Stengel umfassenden Blätter, die anfänglich frisch grün find,
später aber gelb werden. Das Rohr ist im Innern mit einem lockeren,
zelligen Mark erfüllt, welches in großer Fülle den Zuckersaft enthält. Die
Stengel werden ausgepreßt, und durch Abdampfung des auf diese Weise
erhaltenen Saftes wird der Rohzucker gewonnen, der nach verschiedenen
Reinigungsprozessen den weißen (raffinierten) Zucker giebt.
Der Reis wird zweimal bewässert, einmal nach der Aussaat und
dann nach der Reinigung; die Ernte verrichtet man daher, entweder im
Kahne fahrend, oder im Sumpfe watend, indem man die Halme mit Sicheln
oder krummen Messern abschneidet, in Buͤndel bindet und vann durch Ochsen
ausdreschen läßt; dann werden die Körner auf eignen Mühlen enthülst und
zuletzt getrocknet. Den Reis findet man außer in Südasien auch in
Afrika, Amerika, Südfrankreich, Oberitalien, der Türkei und
Ungarn. Die Riesen unter den Rohrgräsern sind die Bambus—
gewächse, welche die Tropenlandschaften zieren, indem sie mit ihren schlank
aufstrebenden, hohlen Stämmen und winkelig gestellten Asten samt der Laub—
kuppel schattige Bogengänge bilden; sie werden auf Malabar und Ceylon
bis 30 Meter hoch. In der Ebene wie auf den Bergen bilden sie unabsehbare
und undurchdringliche Wälder.
2. Die Kokospalme. Überall in der Südsee und in den indischen
Gewässern, wo die Kokospalme vorkommt, da begrüßt sie in mehr oder
weniger großen Massen schon in weiter Ferne die herannahenden Reifenden;
wie Wölkchen erscheinen ihnen über dem flachen Küstenland die Wipfel der
Kokospalme, die in der Luft zu schweben scheinen, weil man den schlanken,
dünnen Stamm, der eine Höhe von fünfzehn bis dreißig Meter hat, aus
der Ferne nicht sehen kann. In Ostindien liegen in den ausgedehnten
Kokoswaldungen ganze Ortschaften. Unübersehbar ist der Segen, den
Gottes Güte in diesen einzelnen Baum niedergelegt hat. Der ganze Stamm
ist blattlos und nadt; er zeigt nur die Narben der abgefallenen Blätter;