68 HI. Geschichtliche Darstellungen und Kulturbilder.
1630 auf ihren Schlitten Pelze für die schwedische Armee über das
Eis. Aber noch schlimmer sah es in den kaiserlichen Leeren aus.
Fast jedes Leer war eine Musterkarte verschiedener Nationalitäten,
in jedem ein Durcheinander vieler Sprachen. And der Laß der Nationen
ruhte selten, während die Fahne statterte. Zumal im Lager mußten
die Regimenter sorgfältig nach Beschaffenheit ihrer kameradschaftlichen
Gefühle zusammengelegt werden, Deutsche und Welsche immer aus¬
einander.
Der Feldmarschall oder Quartiermeister wählte den Platz des
Lagers womöglich am stießenden Waffer, aus einer Stätte, die der
Verteidigung günstig war. Zunächst wurde der Raum für den Feld¬
herrn und seinen Stab ausgemeffen. Dort erhoben sich die großen
verzierten Zelte auf verbotenem Grund, der durch eine Barriere und
eingesteckte Spieße, oft durch Befestigungen von dem übrigen Lager
getrennt war. In der Nähe blieb ein freier Platz mit der Laupt-
wache; weilte das Leer längere Zeit im Lager, so wurde dort der
Feldgalgen als Warnungszeichen aufgerichtet. Jedem Regiment und
Fähnlein wird mit Zweigen eine Stelle abgesteckt, dann rücken die
Truppen ein, Glieder und Rotten werden geöffnet, die Fahnen jedes
Regiments werden in Reihen nebeneinander in die Erde gesteckt, dahinter
liegt in parallelen Linien die Lagerstätte des Fähnleins, je fünfzig
Mann in einer Reihe, bei der Fahne der Fähnrich, der Kaplan in
der Nähe des Lauptmanns. Die Offiziere wohnen in Zelten, welche
oft konische Form haben und mit Stricken am Erdboden befestigt sind.
Die Gemeinen bauen sich auf dem angewiesenen engen Raume ihre
kleinen Lütten von Stroh und Brettern. Neben der Lütte steckt der
Pikenier seinen Spieß in den Boden; die Piken, Kurzspieße, Lelle-
barden, Partisanen und Standarten zeigen schon von weitem Rang
und Waffe der Zeltbewohner. In den Lütten Hausen die Soldaten
häufig zu zweien oder vieren, bei ihnen Weiber, Buben und Lunde.
— So lagert Fähnlein neben Fähnlein, Regiment neben Regiment
im großen Viereck oder im Kreise; das ganze Lager ist von breitem
Raum umgeben, der zum Lärmplatz dient. Vor dem Dreißigjährigen
Kriege war es gewöhnlich, um das Lager eine Wagenburg zu schlagen;
dann wurden die Train- und Bagagewagen in doppelter oder mehr¬
facher Reihe aneinander geschoben und mit Ketten oder Klammern zum
großen Viereck oder Kreis verbunden, die notwendigen Ausgänge frei¬
gelassen. Damals hatte die Reiterei zunächst an der innern Seite der
Wagen ihr Lager; für die Pferde waren neben den Lütten und Zelten
der Reiter notdürftige Verschlüge aufgerichtet. Dieser Brauch war