Full text: [Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband]] (Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband])

Die Kosaken in Dresden im Jahre 1813. 91 
und so warm, ich hatte einen so heißen Durst nach edeln Taten; ja ich 
glaube wahrhastig, wenn man solche Leute oft sähe, man könnte endlich 
selbst rechtschaffen und großmütig mit ihnen werden. 
b) Brief des Vaters. 
Der Vater antwortet, wie folgt: „Du hast für Deinen letzten Brief 
etwas bei mir zugute, mein Sohn. Deine Geschichte von den Leuten 
im Wirtshaus gefällt mir, und der warme Ton, darin Du von dem 
Major von Tellheim, von dem Wachtmeister und dem jungen, schlanken 
Fräulein sprichst, gefällt mir auch. Ihr Betragen war edel und gut, 
ich kenne die Familien der von Barnhelms und von Tellheims, sie 
handeln immer nicht anders. 
Die Götter gaben den Menschen ein Äerz, das aufwallen und mit 
dem wärmeren Blute sanfte Röte in sein Gesicht, Tränen in seine 
Augen und mit ihnen Empfindung der Seligkeit und unwiderstehlich 
süßes Wonnegefühl durch jeden kleinsten Nerv strömen konnte; sie gaben 
ihm einen Verstand, der diese Aufwallungen beherrschen und zu seiner 
wahren Wohlfahrt leiten sollte. Der Mensch überließe sich zu sehr den 
schmeichelhaften Aufwallungen — und machte sich unglücklich. Du hast 
ein weiches, unverdorbenes Äerz und wirst auch Leute sehen, die minder 
gut und edel handeln. Sei auf Deiner Emt, teurer Jüngling! Ich 
weiß jemand, der gerne Dein Verstand sein und als Dein Schutzgeist 
über Dein Äerz wachen würde, wenn Du Dich ihm vertrauen wolltest. 
Lebe wohl, Fritz, und schreibe mir bald, daß Du Geld brauchst. 
N. S. Solltest Du einmal das Fräulein von Barnhelm sprechen, 
so grüße sie freundlich von einem alten Manne, der nahe an seinem 
Grabe noch Freude und die Tugend lieb hat; noch eins, wenn Dir 
Lessing begegnet, kannst Du immer den Äut vor ihm abnehmen." 
17. Die Kosaken in Dresden im Jahre 181I. 
Von Wilhelm von KhZ eigen. 
Aus den Dachluken unseres Äauses erfreute man sich einer 
weiten Aussicht auf die Meißener Gegend, wie auch nach Norden 
über das Schwarze Tor hinaus, bis auf die waldigen Äöhen der Rade¬ 
berger Äeide. 
Indem mein Bruder und ich nun eines Morgens hier unser 
Wesen hatten, fiel es uns ein, doch einmal auszuschauen, ob die Ruffen 
noch nicht kämen. Wir blickten angestrengt und lange in die Ferne
	        
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