Full text: [Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband]] (Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband])

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III. Naturbilder. 
grün ist das Blättchen, wie anmutig die Fülle der Blütenglöckchen, 
die bald lila, bald rosenrot ihre dichten Ähren ansetzen! 
Neben der Erika finden wir die wie Stahl glänzende, starre, ver¬ 
krüppelte Stechpalme, auch die Ginsterarten, den Wacholderstrauch und 
die Äeidel- und Preißelbeere. 
Wer im Spätsommer, wo die Luft so klar ist, durch die Äeide 
dahinschreitet, der sieht den Äimmel über sich wie eine kristallene Glocke; 
die Sonnenstrahlen spinnen flimmernd über der Steppe; keine Wolke 
zieht durch die Luft, kein Schatten über die Erde; kein Geräusch dringt 
an das Ohr, es wäre denn das eintönige Geschrill der Heuschrecke oder 
das Summen der Bienen. 
Die schwermutvolle Einsamkeit überwältigt den Wanderer. Er 
glaubt von allem Leben den schier undurchdringlichen Erikateppich ver¬ 
lassen, aber schaut er näher zu, so fleht er goldschimmernde Laufkäfer 
dahineilen, gierig nach Erbeutung einer Raupe; er sieht den sammet¬ 
schwarzen Trauermantel sich sonnen, die Eidechse durch das Kraut 
schlüpfen, die Feldmaus mit klugen, schwarzen Augen hervorlugen und 
Äunderte von Würmchen umherkriechen und -krabbeln. 
Es umwebt uns der Zauber einer Märchenwelt, wenn wir uns 
auf den braunroten Teppich niederlassen, allen seinen Tönen, die uns 
umschweben, lauschen und die Zier und Mannigfaltigkeit all der Blüten 
und Knospen betrachten, die uns umwuchern. Dort hängen sie wie 
die reinsten Perlen an den schlanken, schwankenden Stiel gereiht, hier 
wiegen sie sich wie Korallenkügelchen an einem hellgrünen Seiden- 
fädchen; diese ist ein Miniaturbild der Äagrose, jene weiße gleicht einer 
Beere; hier zittert ein Alabasterglöckchen, das dieser kleinen Welt viel¬ 
leicht zur Äora läutet, und da schwankt ein weiß und rot gefärbtes 
Fläschchen; diese Blüte gleicht einem Turban, und jene hat ganz die 
Farbe und die Form eines silbernen Trompetchens. Ist es nicht, als 
sei ein Elfenhaushalt ausgetan? Würde man sich wundern, wenn die 
kleinen Llnterirdischen, die zauberischen Sommergeister aus ihren Schlupf¬ 
winkeln herbeikämen, mit diesen Turbanen und Perlen sich schmückten, 
aus diesen Fläschchen Äonig schlürften, aus diesen Trompetchen musi¬ 
zierten? 
Es ist so still, die Leide liegt 
im warmen Mittagssonnenstrahle, 
ein rosenroter Schimmer fliegt 
um ihre alten Gräbermale; 
die Kräuter blühn; der Leideduft 
steigt in die blaue Sommerluft. 
Laufkäfer hasten durchs Gesträuch
	        
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