216 Kampf gegen die französische Republik. 
Wasserstraßen, mit der Rechtspflege und der Schule bestellt. Vona¬ 
parte suchte auch hier Wandel zu schaffen. Überall wurden zerfallene 
Straßen gebeMt, neue in Angriff genommen, gleichzeitig wurde mit 
dem Bau von fünf Kanälen begonnen; ein bürgerliches Gesetzbuch 
wurde ausgearbeiteit und ein neues Unterrichtsgesetz erlassen. Als 
es nun dem ersten Konsul noch gelang, mit England den Friedensvertrag 
zu Amiens zu schließen, da ernannte ihn das dankbare Vaterland durch 
öffentliche Abstimmung zum Konsul auf Lebenszeit. (1802.) Kurz 
vorher war er auch schon zum Präsidenten der italienischen 
Republik erwählt worden. Er wohnte in dem alten Königsschloß der 
Tuilerieen; sein Hos nahm in Trachten, Moden und Etikette immer mehr 
ein königliches Gepräge an; Titel und Orden lebten wieder auf; als 
Napoleon Bonaparte, wie er jetzt amtlich hieß, den Orden der Ehren¬ 
legion stiftete, griffen Republikaner und Royalisten gleich begierig 
danach, und seinen Geburtstag feierte (am 15. Aug., S. 209) ganz 
Frankreich. 
Doch die Friedenszeit sollte nicht lange währen. Der Frieden von 
Amiens hatte in England allgemeine Verurteilung erfahren; die Eng- 
länder hatten daher Malta und Alexandria, das Nelson bei der Ver¬ 
folgung Bonapartes (S. 212) besetzt hatte, noch immer nicht geräumt, 
wozu sie doch jener Frieden verpflichtete, und schon nach einem Jahre 
brach der Krieg wieder aus. Da Bonaparte England zur See nicht 
gewachsen war und es zu Lande nicht erreichen konnte, beschloß er, das 
dem englischen Könige gehörende Kurfürstentum Hannover wegzu- 
nehmen. England that nichts, dies Land zu schützen; Preußen hätte 
dies am leichtesten vermocht, aber die hannoversche Regierung unterließ 
es aus Furcht vor Einverleibung, Preußen um Hilfe anzurufen, und 
Friedrich Wilhelm III. ließ es aus großer Abneigung gegen jeden Krieg 
ohne Widerspruch zu, daß die Franzosen die durch den Baseler Frieden 
gewährleistete Neutralität Norddeutschlands verletzten, sich mitten zwischen 
seine Staaten schoben und durch die Schiffahrts- und Handelssperre an 
den Mündungen der Weser und Elbe auch den Handel Preußens 
empfindlich schädigten. Hannover besaß selber ein schlagfertiges Heer von 
15 000 Mann und wohlversorgte Festungen und hätte sich den unter 
Mortier aus Holland durch Bentheim heranziehenden 12 000 Franzosen 
mit Erfolg widersetzen können; aber die feige und unfähige Regierung 
wollte jeden Widerstand und „alles, was Ornbrage machen könnte", ver- 
1803 meiden. Durch die Kapitulation von Sulingen wurde das 
ganze hannoversche Heer verpflichtet, hinter die Elbe zurückzugehen, die 
Waffen niederzulegen und in diesem Kriege nicht wieder gegen Frankreich 
zu kämpfen. Das tüchtige hannoversche Volk knirschte vor Wut, als es 
die kleinen, häßlichen Franzosen auf ihren mageren, elenden Kleppern 
einziehen und die größten Gewaltthaten ausüben sah und sich sogar 
sagen mußte, daß es von einem solchen Volke ohne Schwertstreich unter¬ 
worfen sei. Viele der braven hannöverschen Soldaten flüchteten nach 
England, traten dort in die „deutsche Legion" und errangen fern von 
der Heimat (in Spanien) unvergeßliche Lorbeeren. Das Land Hannover 
aber wurde von den Franzosen erbarmungslos ausgesogen. Das Privat-
	        
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