fullscreen: Mit 51 Abbildungen (Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband])

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8. Bald stieß ich auf den Rinderhirten und einige Hirtenjungen. Es 
waren große, muskulöse Gestalten. Die schwarzbraunen Arme, die aus 
den flatternden Ärmeln des kurzen Hemdes bis weit über den Ellenbogen 
hervorsahen, waren wohl imstande, den Kopf eines wild gewordenen 
Stieres in den Sand zu zwingen. Weite blaue oder weiße Jacken, ein 
mächtiger Schlapphut und ein lässig über die Schultern geworfener Loden— 
mantel vervollständigten die einfache Kleidung dieser Naturkinder. Einer 
der Hirtenjungen trug an einem Haken seines Gurtes einen eisernen Koch— 
kessel und kellenartige Löffel. Der andre schleppte den Schnappsack mit 
den Nahrungsmitteln. Mannshohe dicke Knüttel halten die kecken, präch— 
tigen Vierfüßler in dem nötigen Respekt. 
Vor mir wogte ein riesiger See mit silbergrauen Wellen. Bäume, 
Sträucher, Dörfer, Landhäuser und Windmühlen umkränzten in greifbarer 
Klarheit seine Ufer und spiegelten sich in seinen Fluten. Rinder schienen 
mitten durch das Gewässer zu schreiten, ja sogar darin zu grasen. Eine 
wilde, unübersehbare Pferdeherde, gefolgt von flüchtigen Wolfshunden 
und berittenen Csikosen Pferdehirten), die lustig die lange Lassopeitsche 
schwangen, stürmte hindurch. Auch der Ziehbrunnen, dem ich jetzt zu— 
steuerte, schien in den Fluten zu versinken. — Weiter und weiter dehnte 
sich der See und zog sich rings um mich her. Es war eine der dort 
häufig wahrnehmbaren Luftspiegelungen, die mich täuschte. 
9. In der drückendsten Schwüle des Mittags langte ich bei den 
Hirten an. Hunderte von weißen Rindern und grasenden und schnaubenden 
Pferden drängten sich um die langen Tränkröhren bei dem Ziehbrunnen. 
Die Hirtenjungen saßen auf den dicken Eichenbohlen der hohen Brunnen— 
einfriedigung und ließen in Eile die umfangreichen Eimer in dem tiefen 
Brunnenschacht auf und nieder steigen. Unaufhörlich knarrten die sich 
senkenden und hebenden Hebelstangen, und das klare, kühle, kristallhelle 
Wasser rauschte in ununterbrochenen Strömen in die langen Tränkrinnen 
hinein, wo es von den durstigen Tieren gierig aufgesogen ward. Die 
sich satt getrunken, verließen ihren Platz; andre traten in die Reihen. 
Einige der Csikosen lagen an einem flackernden Herdfeuer und 
schmauchten ihre kurzen Pfeifen. Sie forderten mich auf, mich zu ihnen 
auf ihre ausgebreiteten, bunt benähten Lodenmäntel niederzulassen und an 
ihrem Mittagsmahl teilzunehmen, das in großen, hängenden Kesseln zu— 
bereitet war. Es war ein Brei aus Kukuruzmehl, mancherlei Gewürzen 
und geschabtem Speck. 
Ich war hungrig wie ein Steppenwolf, und der schmackhafte Brei 
und der kühle Trunk aus dem nahen Brunnen mundeten ganz vortrefflich. 
Fran; Woenig. Gej, die Pußta!)
	        
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