Full text: Vaterländisches Lesebuch für untere und mittlere Klassen höherer Lehranstalten

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An dem Lober, einem linken Nebenflusse der Mulde, liegt die Kreisstadt Delitzsch (91/.,). Sic ist 
eine alte Sorbenstadt: ihr Name bedeutet Thalort (dola = Thalf*). ^Delitzsch ist der Geburtsort 
Ehrenbergs, der Professor der Medizin an der Universität zu Berlin war und sich bekannt machte 
durch seine naturwissenschaftlichen Forschungen, besonders aus seinen Reisen durch Ägypten, Nubien 
und das arabische Küstenland. — Außerdem wurde hier 1808 der Nationalökonom Schulze-Delitzsch 
geboren, dem hier von den deutschen Genossenschaften ein Denkmal gesetzt ist.) — An der Mulde 
liegt Eilenburg (IS1/.,), die größte 3tabt des Kreises. Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt 
von der alten Jlburg, die schon unter Heinrich I. als wichtiger Grenzpunkt gegen Sorben und 
Wenden geuauut wird. Sie hat Fabriken für Tuch, Buckskin, Kattun, Chemikalien, Maschinen, 
Tabak, bedeutende Korbflechtereien, Wagenbauanstalten ?e. Ein besonderes Interesse hat die alte 
Stadt dadurch, daß aus derselben das Lob- 
und Danklied: „Nuu danket alle Gott" er- 
kluugen ist. Der Dichter desselben, Martin 
Rinkart, wurde hier 1586 geboren und fand 
später seine Anstellung als Pfarrer in dieser 
Stadt. 
b) Am Bober (unweit der Mulde) liegt 
die Kreisstadt Bitterfeld (10V2)- Sie ist 
im 12. Jahrhundert von eingewanderten 
Flämingern erbant, welche den Ort Bett er- 
feld nannten. Dieser Name soll von „besser 
Feld" stammen, das die Erbauer hier sau- 
deu, als sie vom Fläming kamen. Seit Er- 
öfsnuug der zahlreichen Eisenbahnen sind hier 
Braunkohlenbergbau, Thouwaren-und Ziegel- 
fabrikation bedeutend gehoben. Das große 
Torf Holzweißig (31/.>) ist infolge dieser 
Industrie emporgeblüht. — Westlich von der 
Mulde liegen in dem fruchtbaren Gebiete: 
Dorf Roitzsch (23/4) uud die beiden Acker- 
städte Brehna (2) uud Zörbig (4). — Ostlich von der Mulde in der waldreichen Gegend am Rande 
der Dübener Heide: Gräfenhainichen (3'/4i, Geburtsort des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt: 
die Stadt wurde von Flämingern erbaut und nach Gravenhaag in Holland benannt. Düben (3'/.,) 
ist ein alter sorbischer Lrt. Hier gedachte Napoleon I vor der Leipziger Schlacht die schlesische 
Armee unter Blücher zum Kampf zu nötigen. Nach Vereitelung dieses Planes führte er seine 
Armee uach Leipzig. 
Aufgaben: Stelle die Städte dieses Gebietes nach ihrer Größe züsammen 
und ziehe daraus Schlüsse aus die natürlichen Erwerbsquellen und Verkehrswege! — 
Zeige an den Eisenbahnen, daß dieses Gebiet ein Dnrchgangsland ist zwischen 
schiffbaren Flüssen und Großstädten! — 
10. £)ö0 Land au der Eide und Schwarten Elster. 
(Kreise: Torgau, Wittenberg, Schweinitz, Liebenwerda.) 
Die Ebene, welche wir zwischen Saale und Mulde kennen lernten, setzt sich 
nach Osten über die Elbe und schwarze Elster hinaus fort. Sie wird nur durch 
vereinzelte Anhöhen unterbrochen, von denen die aus der Geschichte bekannten 
Höhen von Süptitz nnd die im Nordosten dieses Gebietes liegenden flachen 
*) Östlich von Elbe und Saale, vereinzelt auch westlich von diesen Linien, treten Ortsnamen 
mit slavischen Endungen, auch mit slavischem Stamm auf. Dazu gehören alle Namen mit den 
Endungen „itz", „itzsch", „ow", „owa", „ova"' sie alle bedeuten „Ort" oder „Dorf". 
Das Muldegebiet der j?roo. Sachsen,
	        
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