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Monarch zu seinem eigenen Bestehen diese Kraft vor allem nötig hatte,
so hielt er es für erforderlich, vom Thron herab zu seinem Volke zu
sprechen, das erstemal, solange Preußen bestand, daß ein König des—
selben sich unmittelbar an die Nation wandte. Es geschah dies durch
den bekannten Aufruf „An mein Volk“, Breslau, den 17. März, in
den Berliner Zeitungen bekannt gemacht unterm 23. März. Der
Aufruf durfte nicht die Form eines Befehls, nichts von einem Kurial—
stil an sich tragen, woran schwerfälligerweise alle deutschen Erklärungen
bisher gekrankt hatten. Vor allen Dingen durfte er keine Unwahr—
heiten enthalten, wovon bisher kaum ein einziges Aktenstück frei ge—
wesen. Wahr, tief und warm mußte zu dem Volke gesprochen werden,
und diese notwendigen Anforderungen sind in dem Aufrufe beobachtet
worden. „Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer!
Ihr wißt, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt, ihr wißt, was
euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehren—
voll enden!“ war eine inhaltschwere Mahnung, sowie, „daß es keinen
andern Ausweg gäbe, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhm—
vollen Untergang.“ Aber der Aufruf war auch darauf berechnet, den
Kampf bis auf das alleräußerste zu führen und, wie die Würfel des
Schicksals fallen möchten, auf wieviel Schlachtfeldern man sich auch
herumzutummeln haben werde, gemeinschaftlich bis zum Ende auszu—
harren. „Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mäch—
tigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen:
erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer,“ sagt
der Aufruf. „Große Opfer werden von allen Ständen gefordert wer—
den,“ bekennt der König, „diese aber wögen die heiligen Güter nicht
auf, für welche gestritten und der Sieg errungen werden müßte.“
Als Versprechen und Ergebnis wird nichts anderes hinzugefügt, als
„nach errungenem Siege ein sicherer, glorreicher Friede und die Wieder—
kehr einer glücklichen Zeit.“
Auch an das Kriegsheer fand der König für notwendig, zu der—
selben Zeit einen Aufruf zu richten. Er ist kernhaft, würdig und
seinem Zwecke vollkommen angemessen. Am Schlusse sagt er, „er, der
König bleibe stets beim Heere, mit ihm der Kronprinz und die Prinzen
des Hauses; sie und das ganze Volk würden mit ihnen kämpfen und
ihnen zur Seite ein zu Preußens und Deutschlands Hilfe gekommenes
tapferes Volk (die Russen).“
Auch die Verordnung über die Bildung der Landwehr und des
Landsturmes, ebenfalls vom 17. März, war durch einen passenden
Aufruf eingeleitet, welcher die schönen Worte am Schluß enthielt:
„Meine Sache ist die Sache meines Volkes.“
Gleichzeitig mit diesen Aufrufen erschien die Verordnung über
die Stiftung des eisernen Kreuzes, datiert Breslau, vom 10. März,
eine überaus glückliche und zeitgemäße Institution, die im ganzen
Volke den freudigsten Anklang fand und die eiserne Zeit, die man
durchmessen, höchst sinnreich bezeichnete.