schweigt, auch wo es irre geleitet ist, uns zu umgeben trachtet; es ist
die Kunst, welche unsere Wände, unsere Geräte schmückt, unsere ganze
Behausung in künstlerische Harmonie bringt, sie mit dem Glanze der
Schönheit, mit dem Eindruck von Wohlbehagen erfüllt, der Herz und
Auge erfreut.
Hier ist es nun vor allem, wo ich der Frau den Beruf zur Be—
förderung des Schönen anweisen möchte, nicht so freilich, als ob aller
Schmuck von ihrer Hand herrühren müßte, was ja außer dem Bereiche
der Möglichkeit liegt. Hier braucht sie nicht selbst Künstlerin zu sein,
nicht einmal selbst die Hand anzulegen. Da, wo ihre Hand nicht mit—
thätig ist, tritt ihr Geschmack, ihr Urteil, ihre Wahl ein, und so
liegt, ob sie nun schafft oder ob sie prüft und bestimmt, dies ganze
Gebiet, die Kunst im Hause, unter ihrer Herrschaft. —
Wie heute der Weltlauf ist, geht der Beruf des Mannes, seine
Thätigkeit aus dem Hause hinaus ins Weite, seine Gedanken sind des
Tages über — und sie spinnen sich fort — dem Guten und Nützlichen,
dem Erschaffen und Erwerben zugewendet, und wenn er heimkehrt,
arbeitsmüde und der Erholung bedürftig, so verlangt ihn nach ruhigem
Genuß, ihn erfreut die Stätte, die er sein nennt, und die ihm die
Frau behaglich und anmutig bereitet und mit reizenden Gegenständen
verschönert hat. Das Leben selbst ist es ja, welches der Ausbildung
seines Schönheitssinnes hinderlich ist. Der Frau dagegen schreiben
wir den Geschmack als dem Geschlechte angeboren zu. Sie ist die
Herrin des Hauses, darin sie waltet und schaltet als Herrscherin.
Sollte es darum nicht vor allem ihr Beruf sein, der Ordnung, die
sie schafft, die Schönheit hinzuzugesellen?
Und sollte dieser Beruf, weil er sich zumeist auf das Kleine
bezieht, gering und unwichtig erscheinen? Bedenken wir nur, welche
Bedeutung die Ausbildung des menschlichen Geistes nach der Seite
des Schönen hin in der modernen Bildung, ja allgemeinhin in der
Kultur des Menschengeschlechts besitzt! Die Kunst, sagt man, veredelt
die Sitten, lenkt unser Sinnen und Denken vom Niedrigen und Ge—
meinen ab, tröstet uns über so viel Elend und Ungemach des materiellen
Daseins und erhebt uns darüber hinaus in eine hoͤhere geistige Sphäre:
sie bessert den Menschen in uns, sie idealisiert unser Leben. Und
dies geschieht doch nur, indem sie den Schönheitssinn in uns weckt,
die Lust und Freude am Schönen in uns bildet und dieser erweckten
Lust stets neue Nahrung, neue Gegenstände des Ergötzens zuführt.
Man würde aber irren, dem Großen in der Kunst allein solche er—
ziehende Kraft zuzuschreiben. Wenn es überhaupt die Lust am Schönen
ist, welche die Vermittlung bildet, so ist es die am scheinbar Kleinen
und Unbedeutenden, das ja ohnehin allein der größeren Mehrzahl der
Menschen zugänglich ist, ebensowohl wie die Lust an den großen
Werken der Kunst.
Man würde also unrecht thun, diese Seite des Schönen zu ver—
achten oder in ihrer Bedeutung zu unterschätzen und zu vernachlässigen.
Man würde um so mehr unrecht thun, als es ja diese Gegenstände