Vorwort.
Kein Teil unseres Lesebuches in der seither bestehenden Fassung
bot der Verwertung in der höheren Mädchenschule so große Schwierig—
keiten wie der fünfte; daher richteten sich die meisten von den ge—
äußerten Wünschen auf die durchgreifende Umgestaltung gerade dieses
Bandes, und zwar begegneten sich diese Wünsche in einer auffallenden
Übereinstimmung. Insbesondere wendeten sich die Bedenken gegen
die zahlreichen, weitausgedehnten und in der sprachlichen Darstellung
schwierigen Bilder aus der Geschichte und Naturwissenschaft; erwünscht
erschien dafür eine angemessenere, leichter faßliche Lektüre aus diesen
und aus anderen Gebieten, welche dem Gesichtskreise und Verständnisse
der heranwachsenden Mädchen nahe liegen.
Die Umarbeitung wurde dadurch erleichtert, daß dieser Teil nun—
mehr für das achte (resp. neunte) Schuljahr bestimmt ist, also um eine
Jahresstufe höher steht als der frühere fünfte Band.
Ausgeschieden wurde die Mehrzahl der Schlachtenbilder, sowie
die schwereren naturwissenschaftlichen Aufsätze; ein Ersatz wurde gesucht
in kürzeren Abschnitten aus diesen Gebieten, sowie aus der Litteratur—
und Kunstgeschichte, insbesondere auch in solchen Stücken, welche die
Frauenthätigkeit behandeln.
Als oberster Gesichtspunkt für die Anordnung des Gesamtstoffes
mußte auch in diesem Teile die historische Reihenfolge als das einfachste
und nächstliegende Prinzip anerkannt werden. Da für diese Schulstufe
der lehrplanmäßige Unterricht in allen Fächern sich vorzugsweise auf
dem Boden der neueren und neuesten Zeit bewegt, so war damit auch
dem Lesebuche seine Richtung vorgeschrieben; das Altertum und das
Mittelalter mußten verlassen werden; dafür umfaßt der Rahmen dieses
Teiles die geschichtlichen Ereignisse und poetischen Erzeugnisse der uns
näher liegenden späteren Zeit, und sein Gang schließt sich enge an die
neuere deutsche Geschichte bis zur Gegenwart an, mit besonderer Hervor—
hebung der brandenburgisch-⸗preußischen und der deutschen Reichsgeschichte.
Die poetischen Stücke sind ebenfalls zumeist der neueren und neuesten
deutschen Dichtung entnommen; im Vordergrunde stehen die Balladen
von Schiller und Goethe.
Ist auch dieser Band zunächst für das achte Schuljahr bestimmt,
so enthält er doch manches, was auch in der nächsten Klasse noch er—
wünschten Lesestoff, namentlich als Anhalt zur Besprechung an den
vaterländischen Festen und Gedenktagen, bieten wird.