Full text: [[Band 2] = Mittlere Classen, [Schülerband]] ([Band 2] = Mittlere Classen, [Schülerband])

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gestanden hättest, er wäre nicht gebunden worden," so hieb er auch 
ihn mit der Axt nieder. Nach dem Tode beider aber wurden ihre 
Verräther erst gewar, daß sie unächtes Gold vom Könige erhalten 
hatten, und sie giengen zu ihm und sagten es ihm: „Wie billich, 
soll er ihnen geantwortet haben, empfängt der solches Gold, der 
seinen Herrn geflißentlich in das Verderben lockt." Sie sollten es 
sich ja genug sein laßen, daß sie noch lebten, sonst möchten sie den 
Verrath an ihrem Herrn noch teuer büßen müßen und eines marter¬ 
vollen Todes sterben. Da sie dieß hörten, strebten sie nur dahin, 
sich seine Gunst zu erwerben und sagten, es sei ihnen genug, wenn 
er sie nur leben ließe. Die genannten Könige waren aber Chlo- 
dowichs nahe Blutsverwandte und ihr Vater war Nignomer, der bei 
Mans auf Chlodowichs Befehl ermordet ward. Als sie so alle ge- 
tödtet, gewann Chlodowich ihr ganzes Reich und alle ihre Schütze. 
Gregor von Tours. 
94. Das Ende der Ostgothen. König Tejas. 
In Campanien liegt der feuerspeiende Berg Vesuv. Am Fuße 
desselben sind Quellen trinkbaren Waßers, aus denen ein Fluß 
entsteht, Namens Draco, der nahe bei der Stadt Nuceria vorbei¬ 
fließt. An den Ufern dieses Flußes lagerte Tejas sich den Feinden 
gegenüber. Obwol der Draco nicht eben reichlich fließt, so ist 
doch der Uebergang über ihn sehr schwer, weil sein Bett sehr 
eng und tief ausgehöhlt ist, so daß die Ufer von beiden Seiten sich 
jäh hinuntersenken. Den Zugang zu der Brücke hatten sic ver¬ 
wart durch hölzerne Türme und mit Ballisten und andern Wurf¬ 
geschützen besetzt, damit sie von oben herab auf die Feinde nieder¬ 
schießen könnten. So war kein Handgemenge möglich, weil der 
Bach immer zwischen den Kämpfern war; aber sehr oft standen sie 
von beiden Seiten auf den Ufern und suchten einander mit Pfeilen 
zu erlegen. Auch fiel wol manchmal ein Zweikampf vor; denn 
nicht selten gieng einer der Gothen über die Brücke und forderte 
sich einen der Kaiserlichen heraus. So vergiengen zwei Monate, 
und kampfgerüstet stunden sich während aller dieser Zeit die Heere 
gegenüber. Noch hatten die Gothen die Herschaft über das Meer, 
und ihre Schiffe brachten ihnen reichliche Lebensmittel dahin. Aber 
der Anführer der gothischen Flotte übergab sie den Kaiserlichen, und 
zugleich kam eine große Anzahl kaiserlicher Schiffe aus Sicilien und 
anderen Gegenden des Reiches herangesegclt. Da stellte auch Narses 
an seiner Seite des Flußes hohe Türme auf und erschreckte die 
Gothen, daß sie sich nicht länger da halten zu können meinten,
	        
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