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Herzog von Friedland den günstigen Augenblick, das Treffen aufs
neue zu formieren. Die dichtgeschlossenen schwedischen Bataillone
werden unter einem mörderischen Gefecht über die Gräben zurück¬
getrieben und die zweimal verlorenen Kanonen zum zweitenmal
ihren Händen entrissen. Das ganze Gelbe Regiment, als das
trefflichste von allen, die an diesem blutigen Tage Beweise ihres
Heldenmuts gaben, lag tot hingestreckt und bedeckte noch in der¬
selben schönen Ordnung den Walplatz, den es lebend mit so stand¬
haftem Mute behauptet hatte. Ein ähnliches Los traf ein anderes,
Blaues Regiment, welches Graf Piccolomini mit der kaiserlichen
Reiterei nach dem wütendsten Kampfe zu Boden warf. Zu sieben
verschiedenen Malen wiederholte dieser treffliche General den An¬
griff; sieben Pferde wurden unter ihm erschossen, und sechs Mus¬
ketenkugeln durchbohrten, ihn. Dennoch verliest er das Schlacht¬
feld nicht eher, als bis ihn der Rückzug des ganzen Heeres mit
fortrist. Den Herzog selbst sah man, mitten unter dem feindlichen
Kugelregen, mit kühler Seele seine Truppen durchreiten, dem Not¬
leidenden nahe mit Hilfe, dem Tapfern mit Beifall, dem Ver¬
zagten mit seinem strafenden Blick. Um und neben ihm stürzen
seine Völker entseelt dahin, und sein Mantel wird von vielen
Kugeln durchlöchert. Aber die Rachegötter beschützen heute seine
Brust, für die schon ein anderes Eisen geschliffen ist; auf dem
Bette, wo Gustav erblaßte, sollte Wallenstein den schuldbefleckten
Geist nicht verhauchen.
Nicht so glücklich war Pappenheim, der Telamonier des Heers,
der furchtbarste Soldat des Hauses Österreich und der Kirche.
Glühende Begier, dem König selbst im Kampfe zu begegnen, rist
den Wütenden mitten in das blutigste Schlachtgewühl, wo er seinen
edeln Feind am wenigsten zu verfehlen hoffte. Auch Gustav hatte
den feurigen Wunsch gehegt, diesen geachteten Gegner von Ange¬
sicht zu sehen, aber die feindselige Sehnsucht blieb ungestillt, und
erst der Tod führte die versöhnten Helden zusammen. Zwei Mus¬
ketenkugeln durchbohrten Pappenheims narbenvolle Brust, und ge¬
waltsam mußten ihn die Seinen aus dem Mordgewühl tragen.
Indem man beschäftigt war, ihn hinter das Treffen zu bringen,
drang ein Gemurmel zu seinen Ohren, daß der, den er suchte,
entseelt auf dem Walplatz liege. Als man ihm die Wahrheit dieses
Gerüchtes bekräftigte, erheiterte sich sein Gesicht, und das letzte
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