Full text: [Abteilung 1 = Klasse 3 umd 2 (Achtes und Neuntes Schuljahr), [Schülerband]] (Abteilung 1 = Klasse 3 umd 2 (Achtes und Neuntes Schuljahr), [Schülerband])

163 
Herzog von Friedland den günstigen Augenblick, das Treffen aufs 
neue zu formieren. Die dichtgeschlossenen schwedischen Bataillone 
werden unter einem mörderischen Gefecht über die Gräben zurück¬ 
getrieben und die zweimal verlorenen Kanonen zum zweitenmal 
ihren Händen entrissen. Das ganze Gelbe Regiment, als das 
trefflichste von allen, die an diesem blutigen Tage Beweise ihres 
Heldenmuts gaben, lag tot hingestreckt und bedeckte noch in der¬ 
selben schönen Ordnung den Walplatz, den es lebend mit so stand¬ 
haftem Mute behauptet hatte. Ein ähnliches Los traf ein anderes, 
Blaues Regiment, welches Graf Piccolomini mit der kaiserlichen 
Reiterei nach dem wütendsten Kampfe zu Boden warf. Zu sieben 
verschiedenen Malen wiederholte dieser treffliche General den An¬ 
griff; sieben Pferde wurden unter ihm erschossen, und sechs Mus¬ 
ketenkugeln durchbohrten, ihn. Dennoch verliest er das Schlacht¬ 
feld nicht eher, als bis ihn der Rückzug des ganzen Heeres mit 
fortrist. Den Herzog selbst sah man, mitten unter dem feindlichen 
Kugelregen, mit kühler Seele seine Truppen durchreiten, dem Not¬ 
leidenden nahe mit Hilfe, dem Tapfern mit Beifall, dem Ver¬ 
zagten mit seinem strafenden Blick. Um und neben ihm stürzen 
seine Völker entseelt dahin, und sein Mantel wird von vielen 
Kugeln durchlöchert. Aber die Rachegötter beschützen heute seine 
Brust, für die schon ein anderes Eisen geschliffen ist; auf dem 
Bette, wo Gustav erblaßte, sollte Wallenstein den schuldbefleckten 
Geist nicht verhauchen. 
Nicht so glücklich war Pappenheim, der Telamonier des Heers, 
der furchtbarste Soldat des Hauses Österreich und der Kirche. 
Glühende Begier, dem König selbst im Kampfe zu begegnen, rist 
den Wütenden mitten in das blutigste Schlachtgewühl, wo er seinen 
edeln Feind am wenigsten zu verfehlen hoffte. Auch Gustav hatte 
den feurigen Wunsch gehegt, diesen geachteten Gegner von Ange¬ 
sicht zu sehen, aber die feindselige Sehnsucht blieb ungestillt, und 
erst der Tod führte die versöhnten Helden zusammen. Zwei Mus¬ 
ketenkugeln durchbohrten Pappenheims narbenvolle Brust, und ge¬ 
waltsam mußten ihn die Seinen aus dem Mordgewühl tragen. 
Indem man beschäftigt war, ihn hinter das Treffen zu bringen, 
drang ein Gemurmel zu seinen Ohren, daß der, den er suchte, 
entseelt auf dem Walplatz liege. Als man ihm die Wahrheit dieses 
Gerüchtes bekräftigte, erheiterte sich sein Gesicht, und das letzte 
ll*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.