2
2. Der Mensch ist jxei geschaffen, ist frei,
Und würd' er in Ketten geboren.
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Mißbrauch rasender Toren!
Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht!
3. Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann sie üben im Leben,
Und sollt' er auch straucheln überall,
Er kann nach der göttlichen streben!
Und was kein Verstand der Verständigen sieht,
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt.
4. Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
Wie auch der menschliche wanke;
Hoch über der Zeit und dem Raume webt
Lebendig der höchste Gedanke.
Und ob alles im ewigen Wechsel kreist,
Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.
5. Die drei Worte bewahret euch, inhaltschwer,
Sie pflanzet von Munde zu Munde!
Und stammen sie gleich nicht von außen her,
Euer Inneres gibt davon Kunde.
Dem Menschen ist nimmer sein Wert geraubt,
So lang er noch an die drei Worte glaubt.
Friedrich Schiller.
3. Ermunterung.
1. Was willst du dich betrüben?
Der alte Gott lebt noch,
Nicht hüben und nicht drüben,
Nicht ferne und nicht hoch;
Sein Sein ist allenthalben,
Sein Lieben klingt durchs All
In höchster Engel Psalmen,
In kleinster Vöglein Schall.
2. Er weiß um deine Schmerzen,
Er weiß um deine Lust,
Und willst du ihn von Herzen,
Gleich hat ihn deine Brust,
Gleich fällt wie Frühliugsregen
Bei warmem Sonnenschein
Sein süßer Gnadensegen
Dir voll ins Herz hinein.
rv