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Friedens starke Hüter, faßten Kaiser und Reich die Kräfte des Volkes
zusammen in harmonischer Wirkung, machten die Bahn frei für ihre
Entfaltung auf dem Gebiete der Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. An
Kaiser und Reich richtete der Volksgeist sich auf, um über den Sorgen
und Mühen des Tages, über den Kämpfen der Parteien der gewonnenen
nationalen Güter sich zu freuen und sie hoch zu halten.
Solches ist das Erbe jener großen Zeit; an den künftigen Geschlechtern
ist es, es zu bewahren. Im Vertrauen ans Gott wird es ihnen gelingen,
wenn sie die deutsche Einigkeit aufrechterhalten im Bunde mit deutschem
Mut und deutscher Treue, der Treue zu Kaiser und Reich.
Auf lichter Bergeshöhe am deutschen Strom haben wir einmütig in
Dank und Freude das Nationaldenkmal errichtet zum Gedächtnis und
zu Ehren derer, welche uns die höchsten nationalen Güter errungen haben.
Es erhebe sich als ein Wahrzeichen des Friedens, als ein Sinnbild der
Einigkeit, als eine Mahnung an die kommenden Geschlechter, allezeit fest
und treu zu stehen zu Kaiser und Reich!
Dem Reiche übergeben wir das Nationaldenkmal und bitten für
dasselbe um des Kaisers Schutz und Schirm.
Möge es fest stehen und ragen bis in die fernsten Zeiten, in Ehren
gehalten von einem freien und einigen, glücklichen Volke! Mögen die
Nachkommen freudig Gehör geben und sich erheben an dem, was das
Denkmal kündet; mögen von Geschlecht zu Geschlecht die Gefühle fort¬
erben, welche uns heute erfüllen, von denen beseelt wir begeisterungsvoll
rufen: Heil Deutschland! Heil dem Kaiser! Hoch Kaiser und Reich!
24. Rede des Kronprinzen Friedrich Wilhelm,
gehalten bei der Jubelfeier des fünfhundertjährigen Bestehens der Universität Heidelberg
am 3. August 1886.
Seine Majestät der deutsche Kaiser hat mir den Auftrag zu erteilen
geruht, Eurer Königlichen Hoheit*) und den hier versammelten Vertretern
und Gästen der Universität Heidelberg Heil, Gruß und Glückwunsch zur
Jubiläumsfeier zu entbieten. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude,
Zeuge zu sein von der Begeisterung, mit welcher in diesen festlichen Tagen
alte und junge Söhne der Kuperto-Carola sich um ihren fürstlichen Rektor
scharen, um mit ihm zurückzuschauen auf die ruhmreiche Geschichte dieser
Hochschule und mit Dank zu Gott inne zu werden, daß sie in dem halben
Jahrtausend ihres Bestandes nie glücklichere Zeiten geschaut hat als die,
in denen wir leben. Begründet in der ersten Frühe unseres Kulturlebens
hat die Heidelberger Universität alle die Schickungen an sich erfahren,
welche dem deutschen Wesen im Ringen nach selbständiger Ausprägung
verhängt gewesen sind. Sie hat abwechselnd geblüht und gewelkt, geduldet
und gestritten um Glaubens- und Forschnngsrecht, hat Trübsal und Exil
ertragen, um endlich, gehoben von der starken und milden Hand ihres
erlauchten Beschützers, die ehrenvollen Wunden mit dem Festkleide des
Sieges zu decken. Wie dem deutschen Volke, um dessen höchste Güter sie
sich redlich verdient gemacht hat, so ist auch ihr erfüllt, was Jahrhunderte
‘) Dem Großherzog von Baden.