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Hauptstadt Paris. Balb loderte bort ber Aufstand in hellen Flammen
empor. Tobende Volkshausen rotteten sich zusammen unb erzwangen
die Übergabe ber B a st i l l e, einer alten Burg, bie als Staatsgefängnis
biente. Das verhaßte Gebaube wurde gänzlich zerstört. Nicht lange
danach zogen bewaffnete Scharen des rohesten Volkes, größtenteils
Weiber, von Paris nach Versailles, brachen mordgierig in das könig¬
liche Schloß und zwangen den geängstigten König, seinen Wohnsitz
nach Paris zu verlegen, wohin ihm die Nationalversammlung folgte.
4. Die Jakobiner; des Königs Fluchtversuch. 3n der
aufrührerischen Hauptstadt war der König ganz ohne Ansehen; kein
Gesetz, keine Ordnung wurde mehr beachtet. Um das Volk in unauf¬
hörlicher Bewegung zu erhalten, bildeten sich vereine, in denen die
zügellosesten Reben gehalten wurden, und die auf den gewaltsamen
Umsturz aller bestehenden Staatseinrichtungen hinarbeiteten. Be¬
sonders tat sich der verein der sogenannten Jakobiner hervor, der
burch bie Verheißung: „Freiheit, Gleichheit unb Brüberlich*
heit!" eine große Macht über bie Volksmasse ausübte unb burch ben
Huf: „Tod den Tyrannen!" bie Leibenschaften entflammte. Schon
hatten viele vom hohen Abel bas unruhige sanb verlassen, auch
königliche Prinzen; bie Lage bes Königs inmitten bcs empörten
Volkes würbe immer gefahrvoller. Da entfloh auch er mit feiner
Familie heimlich aus Paris, würbe aber unterwegs erkannt, fest¬
gehalten unb unter vielen Demütigungen nach Paris zurückgeführt.
XDie ein Gefangener würbe er von nun an in seinem Schlosse bewacht.
5. Der König im Kerker. Unterbessen vollendete die
Nationalversammlung die neue Verfassung. Der König nahm sie an,
so sehr sie auch seine Macht beschränkte. Aber Ordnung und Friede
wollten nicht wiederkehren. Die Volksaufwiegler strebten danach,
bie Königsherrschaft völlig zu vernichten. Sie sammelten bie wildesten
verworfensten Menschen um sich, drangen in den königlichen Palast
und bewirkten, daß der König, der nur mit Mühe dem Tode entrann,
ins Gefängnis gebracht und seiner würde entsetzt wurde. Über seine
Anhänger erging ein fürchterliches Blutgericht: Tausende von ihnen
wurden ergriffen, in ben Kerker geschleppt unb hingerichtet.
6. Des Königs Enthauptung; Marie Hntoinette.
Eine neue Nationalversammlung, ber sogenannte Konvent, ver-
roanbelte nun Frankreich in eine Republik. Aber in bem neuen
Freistaate fand die rechte Freiheit keine Stätte. Rohe herrschgierige
Menschen führten das Regiment. Ihnen genügte es nicht, ben König